Mittwoch, 20. Februar 2013

Wenn ich groß bin, werde ich …


Vom Suchen und Finden einer BERUFung


ZDF Hauptstadtstudio. Berlin. Unter den Linden. Das Brandenburger Tor in Sichtweite. Coole Location. Das waren so meine ersten Gedanken, als ich vor 4 Wochen in die Redaktion kam. Und eigentlich denke ich das immer noch, wenn ich aus der und in die S-Bahn steige. Ich höre morgens Peter Fox und abends Adele und lerne dazwischen immer mehr über die große Welt der Medien.

Ja, es stimmt. Der Coolness Faktor ist relativ hoch hier im 5. Stock zwischen Maybritt Illner im 4. und Frontal 21 im 6. Unsere Redaktion heißt „Kultur Berlin“ und bedient hauptsächlich die Sendungen kulturzeit und aspekte (außerdem diverse andere wie heute/ heute journal, das blaue Sofa etc.) mit allem, was mit Gesellschaft und Kultur zu tun hat. Aber ich will eigentlich gar nicht so lange beschreiben, was ich denn jetzt genau mache den ganzen Tag – so zwischen Schnitträumen, Produktionsassistenz, Kamerateams, Interviewpartnern und Studiogästen. Oh, und Recherche. Ganz viel Recherche. 


Die Berlinale hat uns 10 Tage lang ordentlich auf Trapp gehalten, inklusive Pressekonferenzen, Ausharren am Roten Teppich, exzentrischen Regisseuren und Jude Law, der unsere Moderatorin im Interview ganz schön ins Schwitzen brachte. Das alles seht ihr bei aspekte – natürlich sehr zu empfehlen und mehr als einen Blick wert:

Seht ihr sie? Wie die Ratten um den Käse kämpfen die Journalisten um ein bisschen Glamour vor der Kamera


Neben all dieser Coolness und dem „Hinter-den-Kulissen-Fernsehen-machen“, mache ich mir vor allem eins: Gedanken. Darüber, ob ich das wirklich will und was es bedeutet, Journalist zu sein. Nicht für 5 Wochen, sondern für ein Leben.Und irgendwie wird mir klar, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Ja, es ist ein unheimlich stressiger, unplanbarer, unsicherer Job. Aber diese ganzen Nebenbedingungen sind es noch nicht mal, die mich zum Nachdenken bringen.

Ich möchte einen Job machen, den ich mit 100 prozentiger Überzeugung vertrete. Ich möchte für etwas stehen. Und ich bemerke immer wieder, dass Journalisten eben hauptsächlich für Prinzipien, nicht aber für Inhalte stehen. Jedem Thema hinterherjagen, ständig um Interviews und Statements betteln, immer der Erste sein, was grade aktuell war, ist es jetzt schon nicht mehr. Intensiv tagelang für ein paar verdammte MINUTEN! arbeiten, die nach der Ausstrahlung schon wieder vesrchwunden sind. 
Vergänglichkeit. 
Dafür, dass Konsumenten vor der Glotze sitzen, die keine Ahnung haben. …naja, viele zumindest. Meine Kollegen sagen „Wenn bei einem aus hundert was hängenbleibt, hat es sich schon gelohnt“. Hm.

Ich will, dass das, was ich mache, da bleibt. Ich will es verfolgen können, nicht nur für Minuten. Etwas Größeres, Ganzes. Ich will voll und ganz hinter einem Projekt stehen können und es bis aufs letzte Hemd verteidigen. Journalisten setzen letztendlich immer nur Spotlights. Das ist unheimlich wichtig, keine Frage! Sie machen aufmerksam, erweitern Horizonte und öffnen Türen. Aber sie werde sie immer nur aufhalten, damit dumme Konsumenten durchgehen können, sie gehen nie selbst, versteht ihr, was ich meine?

Von März bis Mai geht es für mich im Goethe Institut in Freiburg weiter. Das ist ein Arbeitgeber, den ich mir sehr gut vorstellen könnte und ich muss jetzt einfach mal sehen, was daraus so wird. Dann werde ich auch sicher an ein paar WEs nach Tübingen kommen können, wie schön! :)

Ich hatte heute Morgen ein weiteres Vorstellungsgespräch beim Goethe Institut, diesmal das Hauptstadtbüro in Berlin, Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die haben mir ein Angebot gemacht, auch für ein Praktikum (…oh mann, Generation Praktikum lässt grüßen… so lagsam reichts mir ja mit diesem Status eigentlich-.-).
Jetzt muss ich mir überlegen, ob PR tatsächlich eine Option ist (Zitat mein Vater: „Verdient man da auch was?!“…) Und wenn ja, ob ich das nächste Praktikum im Sommer noch vor dem WiSe reinquetschen will oder auf nach dem Bachelor schiebe.


Ich sags euch, gar nicht so leicht so eine Selbstfindung! Aber muss man sich überhaupt finden? Ist man nicht schon? ...


Leute, ich vermisse euch und Tübingen! Ihr seid nach wie vor die besten!! Da kann kein Praktikantenkollege und Redakteur mithalten! <3 WiSe 13/14 wird gerockt!;)

Ganz viel Liebe hinaus in die Welt

sendet 
Julia 

Sonntag, 17. Februar 2013

Grenoble - Leben wie Gott in Frankreich?


Es ist 1:54 Uhr, ich komme gerade aus einer überfüllten Piraten-Bar mit schlechter Musik, habe zu viel Rum-Cola intus und kann nicht schlafen. Ich stelle fest, dass ich (zu meinem Erschrecken, die Zeit läuft mal wieder viel zu schnell) nun schon seit etwas mehr als einem Monat hier bin und es mal wieder Zeit für einen Bericht wird.

 

Was gibt es spannendes zu erzählen aus dem Land der Crêpes, der Mode und der Atomkraft?

-  Irgendwie alles und nichts.

 

Ich habe in den letzten Wochen keine wahnsinnigen Ausflüge gemacht, keine kulinarische Exquisität entdeckt und auch sonst auch (fast) nichts getan, was ich nicht schon von woanders kenne. Mein Alltag besteht aus erfreulich guten Vorlesungen an der Science Po, Koch-, Spiel- und/oder Trinkabenden mit Freunden, stundenlangen Gesprächen mit meinen Mitbewohnern auf dem Flurboden, gute Bücher lesen und viel Sport.

Diesmal kein Kulturschock, keine sinuskurvenförmigen, extremen Gefühlsschwankungen, keine Exotik. Es ist also fast erschreckend normal und alltäglich. Langweilig? Ganz und gar nicht!

 

Ganz im Gegenteil, ich genieße das Leben hier sehr. Nicht etwa, weil alles super aufregend und neu und anders ist, nein, sondern weil es sich geradezu richtig und natürlich anfühlt. Als würde ich hier irgendwie so etwas wie hergehören. Ich war und bin immer auf der Suche gewesen nach einem Ort, der mir alle Faktoren bieten kann, die ich brauche, um glücklich zu sein. Und diesmal sind alle Bedingungen in sehr zufriedenstellendem Maße erfüllt.

Was brauche ich (oder vermutlich jeder von uns)? - Vor allem drei Dinge:

 

1. ein gutes soziales Umfeld, auf das ich vertraue und in dem ich mich wohl fühle.

2. Eine Beschäftigung für den Geist, eine anspruchsvolle Arbeit oder ein Studium in dem ich das Gefühl habe, wirklich gefördert und gefordert zu werden und etwas Wichtiges daraus mitzunehmen.

3. Eine Tätigkeit für den Körper, ein Sport, der mir Spaß macht und meinen Ehrgeiz weckt. Ich brauche also Nahrung für Seele, Geist und Körper und ich habe das Gefühl, das ich genau diese Kombination hier bekommen kann.

 

Zu Punkt 1: Mein Umgang besteht momentan etwa zu zwei Dritteln aus anderen Austauschstudenten und zu einem Drittel aus Franzosen (oder Algeriern, Senegalesen, Elfenbeinküstlern… das heißt französischen Muttersprachlern). Ich bin also sehr froh, dass ich nette Leute gefunden habe, mich nie alleine fühlen musste und mich auch mit meinen Mitbewohnern wunderbar verstehe. (Anmerkung: Aus den Vorlesungen kenne ich leider immer noch fast niemanden) Ich hatte also, was das betrifft, wohl einfach Glück, zufällig auf die richtigen Leute zu treffen. Dennoch freue ich mich auch immer mehr auf ein Comeback in Tübingen mit euch!!! :-D

 

Zu Punkt 2: Trotz 3-Stunden-am-Stück-Frontalunterricht und für mich komplett neuen Studiengebieten (Politik + Soziologie) fühle ich mich hier gut aufgehoben. Ich genieße es, mal in eine etwas andere Materie einzutauchen und bin auch froh einfach nur Texte lesen zu dürfen und den Taschenrechner endlich mal beiseitelassen zu können. Es schadet auch nicht, dass ich zufälligerweise direkt neben der Uni wohne.

 

Zu Punkt 3: Da mir mein Gesicht nach Mexiko langsam etwas zu rund geworden ist, habe ich mich kurzerhand mit zwei Mitbewohnern im Fitnessstudio angemeldet, vor allem um auch bei vereistem Wetter ein wenig in Bewegung zu bleiben. Das ist ein schöner Ausgleich nach der Uni und macht den Kopf frei. Das Schönste aber ist: Ich wohne mitten in den unfassbar schönen Alpen, das ist also das Paradies für jegliche Arten von Bergsport. Diese Aussicht hier ist einfach unbeschreiblich, egal in welche Richtung ich schaue, überall Berge. (Anmerkung: Das ist gut für meinen extrem schlechten Orientierungssinn. Hier muss ich mir keine Straßennamen und Himmelsrichtungen merken, sondern orientiere mich einfach an den unterschiedlichen Bergformationen ;-) Bisher war ich drei Mal Snowboarden und plane, im Frühling der Wandergruppe der Uni beizutreten. Und nachdem es mir in Tübingen (zumindest zum WHO) einfach eine Nummer zu hart war und es in Mexiko fast schon tödlich wäre (und vor allem absolut unüblich), kann ich hier jede Strecke mit einem Fahrrad bewältigen.

 

Somit kann ich zusammenfassend sagen: „Einleben“ erfolgreich abgehakt.

 

 

Was ist mit meinem Französisch?

 

Nun, mittlerweile kann man diese Laute, die ich von mir gebe, tatsächlich schon Französisch nennen. Zum Vergleich: Am Anfang habe ich einfach nur Spanisch mit französischem Akzent geredet und mich darüber gewundert, dass mich keiner versteht :-D

Gerade jetzt wird mir gleichzeitig Fluch und Segen von zwei so ähnlichen Sprachen besonders bewusst, denn noch nie war mein Französisch so schlecht, wie zur Zeit meiner Ankunft. Ursprünglich war Französisch eindeutig meine stärkere Sprache, weil ich das schon in der 10. Klasse angefangen hatte. Ich hatte also alle Grammatikregeln einmal gelernt und einen schon recht beachtlichen Wortschatz angesammelt, aber auch das Meiste schnell wieder vergessen, da es eben kaum zur Anwendung kam.

 

Französisch lernen ist für mich momentan gleichzeitig viel einfacher und viel schwieriger als Spanisch. Einfacher in dem Sinne, dass ich weiß, dass alles irgendwo in den Tiefen meines Hirns versteckt liegt und nur wieder gefunden und geölt werden muss. Den Vorlesungen konnte ich quasi vom ersten Tag an schon zu 90% folgen, das Wissen über die Sprache ist also noch irgendwo vorhanden. Besonders wichtig: Wenn ich ein Wort nicht weiß, kann ich es im Wörterbuch nachschauen und weiß, dass es mit 99%iger Sicherheit auch benutzt und verstanden wird. (Wohingegen mexikanische Wörter fast nie im Wörterbuch stehen.)

 

Schwieriger in dem Sinne, dass mir die Ähnlichkeit zum Spanischen oft zum Verhängnis wird. Ich verwechsele ständig Wörter oder bilde französische Sätze mit spanischer Grammatik ohne es zu merken. Die Sprachen sind sich so ähnlich und gleichzeitig doch so verschieden, dass es mich mittlerweile eher verwirrt, welche Regeln und welche Vokabel nun zu welcher Sprache gehört.

Auch ist es schwieriger, weil es in Frankreich ungemein wichtig ist, sich besonders gebildet und auch manchmal möglichst kompliziert auszudrücken. Die Sprachfertigkeiten sind für die Franzosen quasi ein Abbild der Intelligenz, eine Messlatte, um den jeweiligen Feingeist zu bewerten. In einer Vorlesung habe ich sechs verschiedene Wörter nachgeschlagen um festzustellen, dass im Prinzip doch alles genau das gleiche bedeutet und sich nur um winzige Nuancen unterscheidet. Das war in Mexiko ganz anders. Dort ging es nicht um irgendwelche Finessen oder Schöngeistereien. Es ging um die großen Linien, vielleicht auch etwas mehr um schwarz und weiß. Details spielten keine Rolle. Das Vokabular kam mir dort also wesentlich reduzierter vor.

 

Aber ich glaube, ich bin auf gutem Wege. Ich merke, dass ich langsam Fortschritte mache!

 

 

Wenn wir schon bei der Sprache sind, kommen wir zu einem für mich sehr interessantem Thema:

Die Sprache als Spiegel des kollektiven Geistes. (Achtung, jetzt wird’s etwas pseudophilosophisch ;-)

Wenn man eine Weile in einer anderen Kultur lebt, entdeckt man neue Sitten und Bräuche, neue Gesten, neue Handlungsmuster, neue Vorstellungen von Ästhetik, von Glück… Man kann das spüren, man kann das miterleben, sehen und anfassen. Aber ich glaube, am nähesten kommt man dem Ganzen durch die Sprache, in der das menschliche Gedankengut aufbewahrt ist und abstrakte Vorstellungen zu einem Begriff werden.

 

Früher dachte ich: Die Sprache ist ein Mittel zum Zweck. Ein bloßes Mittel, um gewisse Zusammenhänge und Sachverhalte auszudrücken. Erst im Vergleich habe ich erkannt, dass sich dahinter doch sehr viel mehr versteckt.

Zum Beispiel geht es gerade im Deutschen und Französischen sehr viel um Feinheiten, Subtilitäten, marginale Unterschiede. Zum Beispiel spielt es eine Rolle, ob ich im Deutschen genervt, beleidigt, sauer, wütend, aufgebracht, verbittert, mürrisch, grimmig oder schlecht gelaunt bin. In Mexiko dagegen würde man (zumindest Carlos Normalmexikaner) das alles in einem Wort „enojado“ zusammenfassen (es existieren auch andere Begriffe, aber darauf wird weit weniger zurückgegriffen). Ähnlich verhält es sich mit dem Universalwort „tocar“ im Spanischen. Es spielt fast keine Rolle, was ich auf welche Art anfasse. Ob ich an der Tür klopfe, jemanden streichle, einen Gegenstand anfasse, ein Instrument spiele oder mit etwas an der Reihe bin, hupe, in einer Lotterie gewinne oder ein Thema anschneide, das alles kann mit dem selben Wort beschrieben werden. Umso leichter für das Vokabelmerken, umso schwieriger, um die richtige Bedeutung im jeweiligen Kontext zu erkennen.

 

Es ist selbstverständlich, dass das nicht für jeden gilt und auch nicht als übertrieben verallgemeinert verstanden werden sollte, was ich gleich schreibe:

 

Ich habe den Eindruck, im Französischen geht es besonders um die Betonung des Intellekts, der Eloquenz, der rationalen Fähigkeiten. Oft werden einfache Sachen (übertrieben) verkompliziert, um es ja nicht zu banal aussehen zu lassen. Professoren reden gerne etwas schwulstig und kommen selten auf den eigentlichen Punkt. Frägt man jemanden nach seiner Meinung über Ort XYZ, erhält man oft eine ausführliche, rational begründete Antwort und im Endeffekt ist man sich manchmal nicht einmal sicher, ob das jetzt positiv oder negativ war.

 

In Mexiko hingegen spielt das keine bedeutende Rolle. Es geht sehr viel mehr um die Emotionen, die in einem ausgelöst werden. Gefühle werden sehr stark betont, vielleicht auch übertrieben und manchmal gibt es auch nur schwarz und weiß und kaum Graustufen. Es gibt eine riesige Vielfalt an Gefühlsausrufen, selten fängt man einen Satz an, ohne einen Ausdruck des Entsetzens, der Freude, des Erstaunens usw. Frägt man einen Mexikaner nach seiner Meinung über Ort XYZ, so bekommt man als Antwort: „Wunderschön, es gibt kaum einen angenehmeren Ort auf Erden!“ oder „Um Gottes Willen, ich hasse diesen Ort, geh da bloß niemals hin!“ Und im Endeffekt weißt du gar nicht, warum es dort so gut/schlecht sein soll.

 

Genau nach diesem Muster benutze ich auch die eine oder andere Sprache lieber. Akademische Texte klingen auf Französisch eindeutig besser. Sobald mich aber etwas emotional berührt oder aufwühlt, switchen meine Gedanken sofort ins Spanische um. Ich weine auf Spanisch und träume noch oft auf Spanisch. In der Sprache fällt es mir auch wesentlich leichter über Gefühle zu sprechen. Im Deutschen ist mir das dagegen immer noch etwas unangenehm, weil ich die Wörter dazu einfach nicht mag.

 

Interessant finde ich auch das Vorhandensein von bestimmten Ausdrücken, die es nicht in jeder Sprache gibt und die eine kleine Besonderheit darstellen.

Im Deutschen gefallen mir besonders die Begriffe „Schadenfreude“ und „Vorfreude“.

Ich glaube, weder im Französischen, noch im Spanischen, noch im Englischen gibt es ein passendes Äquivalent dafür. Wozu auch? Vorfreude ist nämlich etwas „typisch“ Deutsches. Um das verspüren zu können, muss man vorher etwas festlegen, und das tun Mexikaner generell nicht. Auch der Begriff „zu spät“ existiert in Mexiko nicht. Es gibt nur „spät“. Wo fast keine festen Zeitpläne gelten, kann auch nichts zu spät sein.

Gerade in Mexiko merkt man auch, dass die Familie und besonders die Mutter eine unglaublich große Rolle spielen, da es sehr viele Ausdrücke mit „madre“ und „padre“ gibt (desmadre, qué padre!, qué poca madre!, me vale madre, asu madre, puta madre! Ni madre!...)

 

Ich stelle gerade fest, dass ich irgendwie vom Thema abdriftet bin und es schon 4:41Uhr ist.

Ich lasse das jetzt einfach mal so stehen und gehe jetzt schlafen.
<3

Samstag, 16. Februar 2013

Despedida de Málaga

Hallo ihr Lieben,

dies ist mein definitiv letzter Blog-Eintrag aus Málaga! Ich sitze hier neben gepackten Koffern (wenn die nur hoffentlich nicht zu schwer sind…) in meinem Zimmer und morgen früh geht mein Flieger zurück in die Heimat. Ich freu mich schon so auf zu Hause! Doch bevor ich Málaga hinter mir lasse, möchte ich euch noch erzählen, was in den letzten Wochen so passiert ist.

Der Januar


Als ich nach zwei Wochen weihnachtlichem Heimaturlaub am Drei-Königs-Tag zurück nach Málaga kam, kam ich mir hier erst mal wieder etwas verloren vor. Doch die Eingewöhnungsphase ging dieses Mal sehr schnell vorbei und nach wenigen Tagen steckte ich wieder mitten im spanischen Alltag. Schon am ersten Wochenende nutzten wir das sommerliche Januar-Wetter zum ersten „Barbacoa“ des Jahres! Bei einer Freundin auf der Dachterrasse wurde also die Grillsaison eröffnet.


Und dieses wunderbar warme Wetter sollte andauern! An einem sommerlichen Nachmittag hab ich mich wieder mit der Kletter-Truppe aufgemacht zu Klettern Volume 2! Dieses Mal hab ich sogar zwei Bergwände erklommen und konnte die Aussicht von gaaanz oben genießen. Das war wieder ein tolles Erlebnis!

 

 Als kleiner Wochenendtrip stand dann vom 19. auf den 20. Estepona auf dem Plan. Das ist ein hübscher kleiner Touristen-Ort etwa 1,5 Stunden die Küste runter, ein Stück nach Marbella. Sophie und ich besuchten einen Bekannten von ihr, der sich dort ein Haus direkt am Strand gekauft hatte. An diesem Wochenende hat uns Petrus allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht: von einem Tag auf den anderen war die Sonne weg und stürmische Winde haben uns graue Wolken mitgebracht. So saßen wir dann also in Sinans Haus bei super leckerem marokkanischen Essen am Kaminfeuerchen. Das war so gemütlich!

vertieft in die Lektüre... ;-)

 


Nach einem stürmischen Nacht-Spaziergang am Strand entlang haben wir’s uns dann wieder bequem gemacht, Nüsse geknackt und mit Käse und Wein und interessanten Gesprächen den Abend ausklingen lassen. Der zwischenzeitliche Stromausfall sorgte zwar ein bisschen für Aufruhr, aber mit Kerzen und Feuerchen haben wir auch das bewältigt.

Der nächste Morgen begann kulinarisch wie der letzte Abend aufgehört hatte: ein ausgiebiges Frühstück auf der Terrasse bei Sonnenschein, mit frisch gepressten Säften und einer Auswahl an marokkanischem Brot mit verschiedenen Dips. Sehr lecker!

 

Bevor wir aufbrachen, machten wir uns noch zu einem schönen Spaziergang auf:
 
Viele Grüße an Flici :-)

auf den Liegestühlen des Kempinski Hotels



Die letzten Januar-Tage verbrachte ich dann am Strand an meinem neuen Lieblingslernplatz! Und tatsächlich: die Januar-Sonne Málagas ist schon so stark, dass man Sonnenbrand bekommen kann...



Der Februar


Nach ein paar schönen Januar-Wochen wurde meinem Strand-Dasein abrupt ein Ende gesetzt: 40°C Fieber, Halsweh, Husten, Bettruhe. Das zog sich dann ziemlich weit in den Februar hinein, eine Klausur konnte ich dadurch gar nicht schreiben, aber diese Woche bin ich dann doch noch zu zwei Klausuren angetreten.

 
Diese Woche war in Málaga außerdem Carnaval! An einem Abend bin ich mit meiner Sträflings-Kollegin losgezogen durch die Straßen Málagas, wo ähnlich wie an Weihnachten eine große Bühne auf dem Plaza de la Constitución aufgebaut war, wo ein DJ Musik aufgelegt hat und alle Menschen auf der Straße getanzt haben. Die Stimmung war super! Die Leute hatten verrückte Verkleidungen und waren gut drauf, und so hatten wir jede Menge Spaß. Höhepunkt des Abends war eindeutig das Rotkäppchen: ein etwa 50-jähriger Mann hatte Strumpfhosen und dieses schicke Kostüm an und hat dann in seinen Turnschuhen wilde Drehungen hingelegt. Das war sooo lustig...

 

 Und da bin ich mit meinen Februar-Berichten auch schon fast fertig. Ein Event stand vorgestern noch an: mein Fiesta de Despedida! Einige meiner Freunde, die ich in Málaga kennengelernt habe, kamen zu mir nach Hause und wir hatten einen sehr schönen Abend mit viel Essen, Getränken, Música und netten Gesprächen. Schaut euch nur meinen mega Berg Pfannkuchen an!! =)


Und so neigt sich ein halbes Jahr Málaga dem Ende zu…


Was ich vermissen werde:

- Sonne, Strand, Palmen, Meer, blauer Himmel, Temperaturen über 20°C – sogar im Winter! [inklusive Sonnenbrand im Januar :D ]
- Sophie und ein paar andere nette Menschen, die das halbe Jahr so erlebnisreich, bunt, spannend, interessant, abwechslungsreich und einfach unvergesslich gemacht haben
- Café con libros & Churros con Chocolate
- Tinto de Verano und ab und zu mal ein paar Tapas
- Música latina: nicht nur in den Bars und Clubs bei Nacht, sondern auch täglich auf der Straße – aus den Fenstern eines vorbeifahrenden Autos, von Straßenmusikern zum Besten gegeben, oder einfach nur von ein paar Jugendlichen am Strand gesungen
- die Spontaneität, die Gelassenheit und die Mentalität der Spanier (abgesehen von manchen organistionstechnischen Mängeln ;-)
- Spanien!

…aber ich werde ganz sicher wiederkommen.


Und noch ein paar Lacher zum Abschluss ;-)

"Pan Stollen" - das können die Spanier weder aussprechen, noch wissen sie, was es ist -daher war wohl noch so viel zu verkaufen...

Das völlig neue Klo-Gefühl: auf der Dachterrasse beim BBQ gab es ein Badezimmer; aber Decken werden wohl überbewertet. So kann man den Ausblick genießen während man sein Geschäft erledigt :D


Spätzle mit Soße in Málaga:


 BMW Niederlassung München - nur das Nummernschild war nicht ganz so deutsch...


Meine neue Garderobe - Arabian Style:







Nos vemos, Málaga!

Und bis gaaanz baaaaald, ihr Lieben! Ich freu mich schon auf euch back home!

Sonntag, 20. Januar 2013

Grenoble - Jennys kleines Abenteuer Nr. 2



Nun bin ich vor etwa einer Woche in meiner neuen Heimat bis Sommer in Grenoble/Frankreich angekommen und wurde zu meiner Entzückung gleich von Schneestürmen empfangen.

Man kennt ja nun das allgemeine Anfangsprozedere: Viele Behördengänge, Kurswahl, Sprache lernen, Wohnungssuche, Versicherungen, Bankkonto, Einleben, Freunde finden…  Die Aufregung hielt sich diesmal aber in Grenzen, ist ja schließlich nicht mehr das erste Mal und schon alles Routineübung   ;-) Was aber nicht heißt, dass es diesmal einfacher lief. Während in Mexiko das meiste recht unbürokratisch ablief (zumindest über Beziehungen oder Schmiergeld), fühle ich mich hier manchmal eher wie im „Haus, das Verrückte macht“ aus den Asterix-Filmen J.

Um ein Handy zu kaufen, braucht man vorher einen Handyvertrag, den man aber nur kaufen kann, wenn man schon ein Bankkonto eröffnet und die Karte erhalten hat, was man aber nur bekommt, wenn man schon einen festen Wohnsitz und einen Studentenausweis hat, den man aber nur bekommt, wenn man schon eine Versicherung hat für die man aber wiederum wieder ein Bankkonto braucht. Und um das alles zu erledigen ist ein Handy ganz hilfreich, womit wir wieder am Anfang angekommen sind…

Perfektes Kontrastprogramm zu Mexiko: Kälte, Moderne, Struktur und Genauigkeit… und ja, diesmal möchte ich tatsächlich auch ein wenig ernsthaft studieren. Nachdem ich in Mexiko – ich zitiere einen Mexikanischen Freund – „VWL für geistig zurückgebliebene“ studiert habe, möchte ich mich hier in Grenoble in Sciences Po (Politikwissenschaft) und Soziologie probieren.  Und ich möchte wieder ein wenig Sport machen und meine 5 Kilo mexikanisches Hüftgold in stahlharte Muskeln verwandeln :-D

Natürlich vergleicht man immer mit dem  schon Bekannten. Interessanterweise vergleiche ich nie mit Deutschland, sondern immer nur mit Mexiko. In Mexiko hat sich das alles nicht wirklich wie ein Auslandssemester angefühlt. Ich habe mich irgendwie schon ein bisschen wie eine von denen gefühlt, ging normal zur Uni, hatte einen mexikanischen Freund, hab mittags bei irgendeiner Mutti von Freunden gegessen und war am Wochenende auf Familienfesten oder -ausflügen. Teilweise habe ich wochenlang am Stück kein Wort Englisch oder Deutsch geredet.

Hier ist das anders, diesmal ist das wohl so ein klassisches, typisches Erasmus-Semester. Ich glaube, hier bin ich schon etwas gefangen in der Erasmus-Blase, die in Mexiko einfach nie existiert hatte. Mein Umgang ist hauptsächlich international und ich rede fast nur Englisch. Ich habe keine Vorstellung, wie französische Familienfeste sind und habe auch keine großen Hoffnungen, zu so etwas eingeladen zu werden. Man lernt so natürlich nicht minder interessante Leute kennen, aber ich fürchte, eine gewisse Grenze, was die sprachlichen und kulturellen Feinheiten betrifft, werde ich wohl hier nicht überschreiten können. Die Franzosen sind immer super hilfsbereit und freundlich aber doch ein wenig distanzierter als das, was ich im letzten Semester erlebt habe. Noch haben aber die Vorlesungen nicht angefangen und ich bin gespannt, was in den nächsten Wochen passieren wird. Andererseits merke ich aber, dass die Kultur und das Land an sich schon eher mir selbst entspricht. Ich mag es sauber, ich mag es gut organisiert und strukturiert und ich mag auch alle vier Jahreszeiten. Es ist schon sehr ähnlich zu Deutschland, aber bekanntlich steckt der Teufel im Detail :-) Ich bin gespannt, ob ich auch hier einen Bilderbuchkulturschock mit allen Höhen und Tiefen erleben werde, oder ob der diesmal eher unbemerkt an mir vorbeizieht.
Ich hielt mein Französisch anfangs für gut. Bis mir auffiel, dass das vermutlich alle Austauschstudenten über ihre Sprachkenntnisse denken, die hauptsächlich mit anderen Austauschstudenten zu tun haben.  Als ich dann im Flur mit meinen französischen Mitbewohnern saß und alle durcheinander geredet haben, war das doch etwas ernüchternd. Ich mag das Gefühl nicht, körperlich bei etwas dabei zu sein, aber geistig (sprachlich) nicht folgen zu können. Dazu kommt: Wer in Frankreich sprachlich gewandt ist, gilt als intelligent… und leider umgekehrt. Die Sprache ist der wichtigste Schlüssel zum Zugang einer Kultur. Ich möchte so gerne eintreten und mich umschauen und einige Dinge vielleicht mitnehmen. Aber noch fehlt mir das Werkzeug, noch fühle ich mich wie ein Läufer ohne Schuhe, es geht schon, aber es geht noch nicht gut. Genau dasselbe habe ich auch anfangs in Mexiko gefühlt. Das Schöne ist, dass dieses Gefühl am Ende komplett verschwunden war und hier hoffentlich auch bald schon verschwinden wird.
 
Meine Wohnsituation im Studentenwohnheim ist recht spartanisch, aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich war schon etwas überrascht, dass es keine wirkliche Küche, kein Geschirr, Kühlschränke und sowas gibt. Wir haben nur eine Dusche für 14 Leute. Gottseidank bin ich ein Nachtduscher, sodass ich selten warten muss J.  Am Anfang ging weder Licht noch Heizung, bis der Hausmeister das geregelt hat.  Ich habe also mit kompletter Montur (Jacke, Mütze…) und sechs (!) Bettdecken geschlafen und immer noch gefroren. Aber der Preis (150€) und die unmittelbare Nähe zur Uni sind dann doch unschlagbare Argumente, hier zu bleiben.
 
Ich bin sehr gespannt, was in den näcshsten Wochen und Monaten noch passieren wird. Fotos gibt's noch keine, dafür war ich bisher zu faul.
Übrigens gibt's mich für's erste jetzt nur noch in dunkelbraun (die Haare, nicht die Haut ;-)
 
Grosses bises de Grenoble! Bin jetzt schon in Vorfreude auf Tübingen im Herbst mit euch :-*

Sonntag, 13. Januar 2013

Jahresende in den USA

Liebe Leserinnen und Leser, besser spät als nie:
Willkommen zum Blogeintrag "Weihnachten und Silvester der Nordamerika- Reisenden"!

Unser selbst gebautes Lebkuchenhaus
Von langer Hand geplant und durch Diskussionen, Abstimmungen und Organisationsmühlen gedreht, denen ich nicht zu viel Platz einräumen möchte (ihr könnt euch vorstellen, wie viel Platz sie tatsächlich einnahmen...puh!:-)), versammelten sich Daniel, Timo, Anna T., Alex, David, Lukas, Katharina und ich rund um den 22. Dezember in unserem Hauptquartier Boston. Von dort aus ging es in zwei Mietwägen nach Cape Cod, eine Halbinsel südlich von Boston, wo wir über die Feiertage ein Ferienhaus am Strand gemietet hatten. Genau so schön wie sich das anhört, war es auch. Nein. Noch schöner. Uns erwartete ein mehrstöckiges Reihenhaus mit  dicken Teppichen, offenem Kamin, Terrasse und Balkonen, Meerblick (oh ja), weichen Betten und Sesseln und einer voll ausgestatteten Küche. Ihr seht schon - es gibt Schlimmeres :-p.
Das kleinere Wohnzimmer ;)
Schnell fanden wir heraus, dass es geschätzte 150 Meter bis zum Strand waren und (nach den obligatorischen Rangeleien um die Zimmeraufteilung) gab es kein Halten mehr. WASSER! SAND! DÜNEN! Wie schön...
Der Meerblick vom Balkon
Dünenwanderung
Eine hart umkämpfte Monopoli Partie
Unsere Tage begannen und endeten spät. Unvergessliche Szenen sind sicher David nonstop im Schlafanzug, Alex, Lukas, Daniel und Timo körperlich aktiv an der Wii (mit entsprechenden Wutausbrüchen), Großfamilieneinkäufe, Lebkuchenhäuslebauen, das geheimnisvolle grüne Wundergetränk, das Alex für 7 Dollar im Liquor Store ergattert hat, Daniels, Timos, Alex' und Julias Nachtschwimmen im Meer (bei Wind und strömendem Regen), Katharinas Gesellschafts-Denk-Spiel, das so manch schlaues Wiwi-Köpfchen rauchen ließ, ein herrliches Musikvideo von Anna und Timo, Bowling mit Schuss und mehr oder weniger sinnvolle Gespräche am Esstisch.

Leckeres Ofengemüse
Heiligabend versuchten wir uns zumindest an ein bisschen Heimatatmosphäre und Katharina, Daniel und Lukas zauberten uns ein Menü aus Ofengemüse, selbstgemachen Knödeln, Ente mit Rotkraut und einem Traum aus Himbeeren auf den Tisch. Anschließend wurde gewichtelt und wer wollte ging in den Weihnachtsgottesdienst.
Alles in allem hatten wir eine tolle Zeit - es hätte wohl schwer einen besseren Ersatz für Weihnachten Zuhause geben können!

Katharina am kochen

Das Weihnachtsfoto


Ohne Worte





Clara und ich über der Skyline von Chicago
Am 28. Dezember verabschiedeten wir Katharina zurück nach Montana und die restliche Gruppe flog weiter nach Chicago, um Silvester zu feiern. Dort trafen wir meine Freundin Clara und residierten einige genüssliche Tage in einem HAMMMMMERCOOLEN HOTEL IN DER INNENSTADT! Ich persönlich muss sagen, dass ich Chicago super super schön fand, es war zugegebenermaßen ziemlich kalt, aber die Hochhauskulisse, strahlende Sonne, der Lake Michigan und unser Luxushotel haben uns mehr als entschädigt. Silvester verbrachten wir in einem Club mit Open Bar und Sushi-Häppchen.
Wir an Silvester


Am 2. Januar hieß es dann Abschied nehmen und wir spalteten uns auf in eine Westgruppe mit Alex, Anna, Daniel und Timo, die zu einem Roadtrip von Las Vegas nach San Francisco starteten, in eine Ostgruppe mit Clara, Lukas und mir, die im Zug nach Washington und New York unterwegs waren und David, den es wer-weiß-wohin-verschlug.

Die Chicago Truppe
Ich weiß. Ich habe nur einen Ausschnitt und gar nicht alles und überhaupt viel zu wenig erzählt. Die letzten Wochen waren vollgepackt mit Erlebnissen, besonderen Momenten und ... Einmaligem. Ich hoffe, ich habe ein bisschen zusammenfassen können, was passiert ist und ihr habt eine Idee von Weihnachten und Silvester der Nordamerika-Guppe bekommen.

Ich bin ab Mittwoch wieder in Deutschland und freue mich auf neue Abenteuer. Wohin es nun auch für euch andere geht - ob zurück nach Europa oder in ein neues Semester in den USA, passt auf euch auf und behaltet die Tage (und Nächte) so in Erinnerung, ...naja, so, wie sie eben waren ;-)

Viele liebe Grüße,

eure Julia

ps.: An dieser Stelle nochmal alles Liebe an unsere Eltern zuhause in Deutschland: Weihnachten bei euch ist und bleibt natürlich unschlagbar, keine Frage;-)