Vom Suchen und Finden einer BERUFung
ZDF Hauptstadtstudio. Berlin. Unter den Linden. Das
Brandenburger Tor in Sichtweite. Coole Location. Das waren so meine ersten
Gedanken, als ich vor 4 Wochen in die Redaktion kam. Und eigentlich denke ich
das immer noch, wenn ich aus der und in die S-Bahn steige. Ich höre morgens Peter Fox und abends Adele und lerne dazwischen immer mehr über die große Welt der Medien.
Ja, es stimmt. Der Coolness Faktor ist relativ hoch hier im 5.
Stock zwischen Maybritt Illner im 4. und Frontal 21 im 6. Unsere Redaktion
heißt „Kultur Berlin“ und bedient hauptsächlich die Sendungen kulturzeit und
aspekte (außerdem diverse andere wie heute/ heute journal, das blaue Sofa etc.) mit allem, was mit Gesellschaft und Kultur zu tun hat. Aber ich will eigentlich
gar nicht so lange beschreiben, was ich denn jetzt genau mache den ganzen Tag –
so zwischen Schnitträumen, Produktionsassistenz, Kamerateams, Interviewpartnern
und Studiogästen. Oh, und Recherche. Ganz viel Recherche.
Die Berlinale hat uns 10 Tage lang ordentlich auf Trapp
gehalten, inklusive Pressekonferenzen, Ausharren am Roten Teppich,
exzentrischen Regisseuren und Jude Law, der unsere Moderatorin im Interview
ganz schön ins Schwitzen brachte. Das alles seht ihr bei aspekte – natürlich
sehr zu empfehlen und mehr als einen Blick wert:
Seht ihr sie? Wie die Ratten um den Käse kämpfen die Journalisten um ein bisschen Glamour vor der Kamera |
Neben all dieser Coolness und dem
„Hinter-den-Kulissen-Fernsehen-machen“, mache ich mir vor allem eins: Gedanken.
Darüber, ob ich das wirklich will und was es bedeutet, Journalist zu sein.
Nicht für 5 Wochen, sondern für ein Leben.Und irgendwie wird mir klar, dass nicht alles Gold ist, was
glänzt. Ja, es ist ein unheimlich stressiger, unplanbarer, unsicherer Job. Aber
diese ganzen Nebenbedingungen sind es noch nicht mal, die mich zum Nachdenken
bringen.
Ich möchte einen Job machen, den ich mit 100 prozentiger
Überzeugung vertrete. Ich möchte für etwas stehen. Und ich bemerke immer wieder, dass
Journalisten eben hauptsächlich für Prinzipien, nicht aber für Inhalte stehen. Jedem Thema
hinterherjagen, ständig um Interviews und Statements betteln, immer der Erste
sein, was grade aktuell war, ist es jetzt schon nicht mehr. Intensiv tagelang
für ein paar verdammte MINUTEN! arbeiten, die nach der Ausstrahlung schon
wieder vesrchwunden sind.
Vergänglichkeit.
Dafür, dass Konsumenten vor der
Glotze sitzen, die keine Ahnung haben. …naja, viele zumindest. Meine Kollegen
sagen „Wenn bei einem aus hundert was hängenbleibt, hat es sich schon gelohnt“.
Hm.
Ich will, dass das, was ich mache, da bleibt. Ich will es
verfolgen können, nicht nur für Minuten. Etwas Größeres, Ganzes. Ich will voll
und ganz hinter einem Projekt stehen können und es bis aufs letzte Hemd
verteidigen. Journalisten setzen letztendlich immer nur Spotlights. Das ist
unheimlich wichtig, keine Frage! Sie machen aufmerksam, erweitern Horizonte und
öffnen Türen. Aber sie werde sie immer nur aufhalten, damit dumme Konsumenten
durchgehen können, sie gehen nie selbst, versteht ihr, was ich meine?
Von März bis Mai geht es für mich im Goethe Institut in
Freiburg weiter. Das ist ein Arbeitgeber, den ich mir sehr gut vorstellen
könnte und ich muss jetzt einfach mal sehen, was daraus so wird. Dann werde ich
auch sicher an ein paar WEs nach Tübingen kommen können, wie schön! :)
Ich hatte heute Morgen ein weiteres Vorstellungsgespräch
beim Goethe Institut, diesmal das Hauptstadtbüro in Berlin, Abteilung Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit. Die haben mir ein Angebot gemacht, auch für ein
Praktikum (…oh mann, Generation Praktikum lässt grüßen… so lagsam reichts mir
ja mit diesem Status eigentlich-.-).
Jetzt muss ich mir überlegen, ob PR tatsächlich eine Option
ist (Zitat mein Vater: „Verdient man da auch was?!“…) Und wenn ja, ob ich das
nächste Praktikum im Sommer noch vor dem WiSe reinquetschen will oder auf nach
dem Bachelor schiebe.
Ich sags euch, gar nicht so leicht so eine Selbstfindung!
Aber muss man sich überhaupt finden? Ist man nicht schon? ...
Leute, ich vermisse euch und Tübingen! Ihr seid nach wie vor die besten!! Da kann kein Praktikantenkollege und Redakteur mithalten! <3 WiSe 13/14 wird gerockt!;)
Ganz viel Liebe hinaus in die Welt
sendet
Julia
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