Sonntag, 20. Januar 2013

Grenoble - Jennys kleines Abenteuer Nr. 2



Nun bin ich vor etwa einer Woche in meiner neuen Heimat bis Sommer in Grenoble/Frankreich angekommen und wurde zu meiner Entzückung gleich von Schneestürmen empfangen.

Man kennt ja nun das allgemeine Anfangsprozedere: Viele Behördengänge, Kurswahl, Sprache lernen, Wohnungssuche, Versicherungen, Bankkonto, Einleben, Freunde finden…  Die Aufregung hielt sich diesmal aber in Grenzen, ist ja schließlich nicht mehr das erste Mal und schon alles Routineübung   ;-) Was aber nicht heißt, dass es diesmal einfacher lief. Während in Mexiko das meiste recht unbürokratisch ablief (zumindest über Beziehungen oder Schmiergeld), fühle ich mich hier manchmal eher wie im „Haus, das Verrückte macht“ aus den Asterix-Filmen J.

Um ein Handy zu kaufen, braucht man vorher einen Handyvertrag, den man aber nur kaufen kann, wenn man schon ein Bankkonto eröffnet und die Karte erhalten hat, was man aber nur bekommt, wenn man schon einen festen Wohnsitz und einen Studentenausweis hat, den man aber nur bekommt, wenn man schon eine Versicherung hat für die man aber wiederum wieder ein Bankkonto braucht. Und um das alles zu erledigen ist ein Handy ganz hilfreich, womit wir wieder am Anfang angekommen sind…

Perfektes Kontrastprogramm zu Mexiko: Kälte, Moderne, Struktur und Genauigkeit… und ja, diesmal möchte ich tatsächlich auch ein wenig ernsthaft studieren. Nachdem ich in Mexiko – ich zitiere einen Mexikanischen Freund – „VWL für geistig zurückgebliebene“ studiert habe, möchte ich mich hier in Grenoble in Sciences Po (Politikwissenschaft) und Soziologie probieren.  Und ich möchte wieder ein wenig Sport machen und meine 5 Kilo mexikanisches Hüftgold in stahlharte Muskeln verwandeln :-D

Natürlich vergleicht man immer mit dem  schon Bekannten. Interessanterweise vergleiche ich nie mit Deutschland, sondern immer nur mit Mexiko. In Mexiko hat sich das alles nicht wirklich wie ein Auslandssemester angefühlt. Ich habe mich irgendwie schon ein bisschen wie eine von denen gefühlt, ging normal zur Uni, hatte einen mexikanischen Freund, hab mittags bei irgendeiner Mutti von Freunden gegessen und war am Wochenende auf Familienfesten oder -ausflügen. Teilweise habe ich wochenlang am Stück kein Wort Englisch oder Deutsch geredet.

Hier ist das anders, diesmal ist das wohl so ein klassisches, typisches Erasmus-Semester. Ich glaube, hier bin ich schon etwas gefangen in der Erasmus-Blase, die in Mexiko einfach nie existiert hatte. Mein Umgang ist hauptsächlich international und ich rede fast nur Englisch. Ich habe keine Vorstellung, wie französische Familienfeste sind und habe auch keine großen Hoffnungen, zu so etwas eingeladen zu werden. Man lernt so natürlich nicht minder interessante Leute kennen, aber ich fürchte, eine gewisse Grenze, was die sprachlichen und kulturellen Feinheiten betrifft, werde ich wohl hier nicht überschreiten können. Die Franzosen sind immer super hilfsbereit und freundlich aber doch ein wenig distanzierter als das, was ich im letzten Semester erlebt habe. Noch haben aber die Vorlesungen nicht angefangen und ich bin gespannt, was in den nächsten Wochen passieren wird. Andererseits merke ich aber, dass die Kultur und das Land an sich schon eher mir selbst entspricht. Ich mag es sauber, ich mag es gut organisiert und strukturiert und ich mag auch alle vier Jahreszeiten. Es ist schon sehr ähnlich zu Deutschland, aber bekanntlich steckt der Teufel im Detail :-) Ich bin gespannt, ob ich auch hier einen Bilderbuchkulturschock mit allen Höhen und Tiefen erleben werde, oder ob der diesmal eher unbemerkt an mir vorbeizieht.
Ich hielt mein Französisch anfangs für gut. Bis mir auffiel, dass das vermutlich alle Austauschstudenten über ihre Sprachkenntnisse denken, die hauptsächlich mit anderen Austauschstudenten zu tun haben.  Als ich dann im Flur mit meinen französischen Mitbewohnern saß und alle durcheinander geredet haben, war das doch etwas ernüchternd. Ich mag das Gefühl nicht, körperlich bei etwas dabei zu sein, aber geistig (sprachlich) nicht folgen zu können. Dazu kommt: Wer in Frankreich sprachlich gewandt ist, gilt als intelligent… und leider umgekehrt. Die Sprache ist der wichtigste Schlüssel zum Zugang einer Kultur. Ich möchte so gerne eintreten und mich umschauen und einige Dinge vielleicht mitnehmen. Aber noch fehlt mir das Werkzeug, noch fühle ich mich wie ein Läufer ohne Schuhe, es geht schon, aber es geht noch nicht gut. Genau dasselbe habe ich auch anfangs in Mexiko gefühlt. Das Schöne ist, dass dieses Gefühl am Ende komplett verschwunden war und hier hoffentlich auch bald schon verschwinden wird.
 
Meine Wohnsituation im Studentenwohnheim ist recht spartanisch, aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich war schon etwas überrascht, dass es keine wirkliche Küche, kein Geschirr, Kühlschränke und sowas gibt. Wir haben nur eine Dusche für 14 Leute. Gottseidank bin ich ein Nachtduscher, sodass ich selten warten muss J.  Am Anfang ging weder Licht noch Heizung, bis der Hausmeister das geregelt hat.  Ich habe also mit kompletter Montur (Jacke, Mütze…) und sechs (!) Bettdecken geschlafen und immer noch gefroren. Aber der Preis (150€) und die unmittelbare Nähe zur Uni sind dann doch unschlagbare Argumente, hier zu bleiben.
 
Ich bin sehr gespannt, was in den näcshsten Wochen und Monaten noch passieren wird. Fotos gibt's noch keine, dafür war ich bisher zu faul.
Übrigens gibt's mich für's erste jetzt nur noch in dunkelbraun (die Haare, nicht die Haut ;-)
 
Grosses bises de Grenoble! Bin jetzt schon in Vorfreude auf Tübingen im Herbst mit euch :-*

Sonntag, 13. Januar 2013

Jahresende in den USA

Liebe Leserinnen und Leser, besser spät als nie:
Willkommen zum Blogeintrag "Weihnachten und Silvester der Nordamerika- Reisenden"!

Unser selbst gebautes Lebkuchenhaus
Von langer Hand geplant und durch Diskussionen, Abstimmungen und Organisationsmühlen gedreht, denen ich nicht zu viel Platz einräumen möchte (ihr könnt euch vorstellen, wie viel Platz sie tatsächlich einnahmen...puh!:-)), versammelten sich Daniel, Timo, Anna T., Alex, David, Lukas, Katharina und ich rund um den 22. Dezember in unserem Hauptquartier Boston. Von dort aus ging es in zwei Mietwägen nach Cape Cod, eine Halbinsel südlich von Boston, wo wir über die Feiertage ein Ferienhaus am Strand gemietet hatten. Genau so schön wie sich das anhört, war es auch. Nein. Noch schöner. Uns erwartete ein mehrstöckiges Reihenhaus mit  dicken Teppichen, offenem Kamin, Terrasse und Balkonen, Meerblick (oh ja), weichen Betten und Sesseln und einer voll ausgestatteten Küche. Ihr seht schon - es gibt Schlimmeres :-p.
Das kleinere Wohnzimmer ;)
Schnell fanden wir heraus, dass es geschätzte 150 Meter bis zum Strand waren und (nach den obligatorischen Rangeleien um die Zimmeraufteilung) gab es kein Halten mehr. WASSER! SAND! DÜNEN! Wie schön...
Der Meerblick vom Balkon
Dünenwanderung
Eine hart umkämpfte Monopoli Partie
Unsere Tage begannen und endeten spät. Unvergessliche Szenen sind sicher David nonstop im Schlafanzug, Alex, Lukas, Daniel und Timo körperlich aktiv an der Wii (mit entsprechenden Wutausbrüchen), Großfamilieneinkäufe, Lebkuchenhäuslebauen, das geheimnisvolle grüne Wundergetränk, das Alex für 7 Dollar im Liquor Store ergattert hat, Daniels, Timos, Alex' und Julias Nachtschwimmen im Meer (bei Wind und strömendem Regen), Katharinas Gesellschafts-Denk-Spiel, das so manch schlaues Wiwi-Köpfchen rauchen ließ, ein herrliches Musikvideo von Anna und Timo, Bowling mit Schuss und mehr oder weniger sinnvolle Gespräche am Esstisch.

Leckeres Ofengemüse
Heiligabend versuchten wir uns zumindest an ein bisschen Heimatatmosphäre und Katharina, Daniel und Lukas zauberten uns ein Menü aus Ofengemüse, selbstgemachen Knödeln, Ente mit Rotkraut und einem Traum aus Himbeeren auf den Tisch. Anschließend wurde gewichtelt und wer wollte ging in den Weihnachtsgottesdienst.
Alles in allem hatten wir eine tolle Zeit - es hätte wohl schwer einen besseren Ersatz für Weihnachten Zuhause geben können!

Katharina am kochen

Das Weihnachtsfoto


Ohne Worte





Clara und ich über der Skyline von Chicago
Am 28. Dezember verabschiedeten wir Katharina zurück nach Montana und die restliche Gruppe flog weiter nach Chicago, um Silvester zu feiern. Dort trafen wir meine Freundin Clara und residierten einige genüssliche Tage in einem HAMMMMMERCOOLEN HOTEL IN DER INNENSTADT! Ich persönlich muss sagen, dass ich Chicago super super schön fand, es war zugegebenermaßen ziemlich kalt, aber die Hochhauskulisse, strahlende Sonne, der Lake Michigan und unser Luxushotel haben uns mehr als entschädigt. Silvester verbrachten wir in einem Club mit Open Bar und Sushi-Häppchen.
Wir an Silvester


Am 2. Januar hieß es dann Abschied nehmen und wir spalteten uns auf in eine Westgruppe mit Alex, Anna, Daniel und Timo, die zu einem Roadtrip von Las Vegas nach San Francisco starteten, in eine Ostgruppe mit Clara, Lukas und mir, die im Zug nach Washington und New York unterwegs waren und David, den es wer-weiß-wohin-verschlug.

Die Chicago Truppe
Ich weiß. Ich habe nur einen Ausschnitt und gar nicht alles und überhaupt viel zu wenig erzählt. Die letzten Wochen waren vollgepackt mit Erlebnissen, besonderen Momenten und ... Einmaligem. Ich hoffe, ich habe ein bisschen zusammenfassen können, was passiert ist und ihr habt eine Idee von Weihnachten und Silvester der Nordamerika-Guppe bekommen.

Ich bin ab Mittwoch wieder in Deutschland und freue mich auf neue Abenteuer. Wohin es nun auch für euch andere geht - ob zurück nach Europa oder in ein neues Semester in den USA, passt auf euch auf und behaltet die Tage (und Nächte) so in Erinnerung, ...naja, so, wie sie eben waren ;-)

Viele liebe Grüße,

eure Julia

ps.: An dieser Stelle nochmal alles Liebe an unsere Eltern zuhause in Deutschland: Weihnachten bei euch ist und bleibt natürlich unschlagbar, keine Frage;-)

Sonntag, 16. Dezember 2012

Neues Label: Madrid!

Buenas, ihr Lieben!

Im vorweihnachtlichen Endspurt habe ich die Zeit genutzt und bin zusammen mit einer Freundin für vier Tage nach Madrid gefahren. Am Nikolaustag war hier nämlich Feiertag! Zwar nicht wegen dem lieben Nikolaus, was ich zuerst ganz entzückt angenommen hatte, sondern wegen der Constitución. In jedem Fall kam uns dieses lange Wochenende sehr gelegen! So haben wir also vor ein paar Wochen den Bus gebucht -500km oder auch 6h Fahrt für nur 17€! Dazu noch ein total günstiges, super schönes Hostel, und der Kurzurlaub war geplant.

Nikolaustag, 9h45, Busbahnhof Málaga. Sabine kommt mit ihrem 20kg-Koffer eingelaufen - für vier Tage. Sophie hat sich köstlich amüsiert, ich hatte einfach keinen anderen Koffer und war somit für sämtliche Kälteeinbrüche gewappnet. Meine Decke und die dicken Pulis haben sich dann in Madrid auch wirklich ausgezahlt! Von der Costa del Sol rein ins Landesinnere waren schon 10°C Unterschied zu spüren. Aber das hat uns nicht davon abgehalten, die schöne Hauptstadt drei Tage lang zu Fuß zu erkunden! [Wir sprechen hier immernoch von 5 bis 10°C in Madrid -ich weiß nicht, wie das nächste Woche in Deutschland werden soll.... ;-)]

16h30, Ankunft im Cat's Hostel. Die Wahl unseres Hostels war ein Glückstreffer! Sehr zentral, saubere, schöne Zimmer, nette Leute im Hostel, und ein super schöner, knallroter (!) Innenhof mit ganz gemütlichen Sitzecken:
1. Stock: Sophie vor unserem Zimmer - unten: der schöne Innenhof
17h, City-Tour Vol. 1. Schnell eingecheckt, Bett bezogen, und ab ging's durch die Stadt. Zu Fuß ging's zur Puerta del Sol, dem Punto Cero, der quasi das Herz Spaniens darstellt, da in ganz Spanien Kilometer-Angaben zu finden sind, die die Distanz zu diesem Fleckchen angeben, zum Plaza Mayor, an der Ópera vorbei, zum Palacio Real und der Catedral de la Almudena, zum Rathaus, bis zur Puerta de Alcalá und der Fuente de Cibeles, und schließlich Gran Vía hinauf. Gefühlt hatten wir also schon in den ersten vier Stunden unseres Madrid-Aufenthalts fast alles gesehen! Geschmückt mit Weihnachtslichtlein hatte all dies noch einen ganz besonderen Zauber...
El Palacio Real

Sophie und ich vor der Catedral de la Almudena
vor vier Jahren war's noch die Post, heute ist's das Rathaus

La Puerta de Alcalá
Es weihnachtet sehr...
 Freitag, City-Tour Vol. 2. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging's gestärkt in die zweite Runde. Erster Halt: Atocha. Atocha ist ein Bahnhof. Aber nicht irgendein Bahnhof! Es ist der schönste Bahnhof, den man sich vorstellen kann. Ein Bahnhof, von dem man nicht mal denkt, es sei ein Bahnhof. Mitten in den Wartesälen ist eine riesige Palmeninsel mit plätschernden Brunnen und ganz vielen Schildkröten, die dort hausen. Aber seht selbst:

 Nachdem wir also die Schildkröten beobachtet hatten, wie sie aufeinander rumgeklettert sind und den lieben langen Tag nur chillen, ging's nach einem Abstecher zur Biblioteca Nacional zu meinem Lieblingsplatz in Madrid: der Parque del Buen Retiro! Unglaublich, wie mitten in so einer großen, lärmenden Stadt so ein weitläufiger, schöner Park sein kann. Zwar war er nicht so grün wie ich ihn aus meinem ersten Madrid-Besuch in Erinnerung hatte, aber auch das orangene Laub, das vereinzelt noch an den Ästen hing, war schön anzuschauen, nachdem die Palmen in Málaga dann doch weniger buntes Herbstlaub abwerfen.

Alfonso und ich vor der Biblioteca Nacional de España
 

Im Herzen des Parque Retiro
 Am Rande des Retiro war derzeit eine kleine Ausstellung von Fotografien. Da haben wir gelernt, wo die Toblerone ihren Ursprung hat :-)




Zwischendurch haben wir uns natürlich mit leckerem spanischen Essen gestärkt - Tapas vom Feinsten und die besten Churros con Chocolate, die's gibt. Die unschlagbare heiße, flüssige Schokolade, die's in Tübingen ja nur einmal im Jahr zum Schokomarkt gibt, gibt's in Spanien das ganze Jahr über!! Und die Churros, eine Art Fettgebäck, haben ihren Ursprung anscheinend sogar in Madrid. Wenn man also schon da ist, muss man das ja ausnutzen. Das haben wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen lassen und so gab es in den vier Tagen nicht nur einmal leckere Churros mit heißer Schokolade, die uns schön aufgewärmt hat.
Churros con Chocolate - ricísimo!! :-)
 Samstag, City-Tour Vol. 3. Nachdem sich die Sonne freitags kaum hatte blicken lassen, wussten wir einen Tag später, wieso: sie hatte all ihre Kräfte für samstags gespart! Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen haben wir ein weiteres Stückchen Madrids bewundert. Die Gegend um den Fluss ist erst in den letzten Jahren umgestaltet worden, sodass eine schöne Parkanlage entstanden ist. Spazierend und die Sonne genießend verbrachten wir den Großteil des Tages also hier...
La Puerta de Toledo


 ...außer Spazieren ist mir natürlich auch noch was anderes eingefallen...

 Nach einem Tag in der Sonne ging es dann am Abend noch in ein schönes Restaurant -Abendessen um 22 Uhr, wir haben uns fast an die spanischen Essenszeiten gewöhnt ;-) Danach gab es leckere Cocktails und der Abend wurde mit Música latina und Tanz abgerundet. Dann haben wir uns noch von Madrids Wahrzeichen - el Oso y el Madroño - verabschiedet und am nächsten Morgen hieß es leider schon wieder Abschied nehmen von Madrid.
El Oso y el Madroño
Nach einem super schönen Wochenende bin ich nun in den letzten Zügen an der Uni; eine letzte Klausur ist morgen noch zu schreiben und eine praktische Arbeit diese Woche noch abzugeben. Und in einer Woche grüße ich euch schon aus meinen zwei Wochen Heimat-Urlaub :-)

Ich wünsche euch allen eine wunderschöne Vorweihnachtszeit und denke ganz oft an euch!
Fühlt euch feste umarmt!

Eure Sabine

Sonntag, 2. Dezember 2012

Vive le Québec!


Willkommen zum letzten kanadischen Bolgeintrag!! Es geht sofort mit Bildern los:


Weihnachtskonzert in der Basilika von Québec

Kanadier fahren total auf "Bavarian Hot Dog" ab :)
Als die Blätter noch grün waren... Stadtpark Québec
Der deutsche Weihnachtsmarkt von Québec - man beachte, wie ich eingepckt bin (wir waren insgesagt nur 30 Minuten lang dort und mussten danach nach Hause fahren, weil wir unsere Füße nicht mehr gespürt haben..)



Ab und zu gehts an der Uni aufs Eis
Übersetzte Goldbären

Im Sommer haben wir uns noch über die Wollausstattungen lustig gemacht...

Twitwi wie er eine Traube auseinandernimmt. Er schält sie, sucht nach den Kernen und spuckt sie auf den Boden
Auch die Croissants sind größer als in Europa...


Natürlich gibt es überall Québecflaggen. Kanadaflaggen nur da, wo es unbedingt sein muss...:)

Montréal bei Nacht - zwar größer, aber nicht schöner als Québec!


Meine Lieben,

Das hier ist wahrscheinlich mein letzter Blogeintrag aus Québec. Ich bin noch genau 2 Wochen hier, bevor meine Weihnachts- und Silvesterreise in die USA beginnt und möchte euch von meinen letzten Erlebnissen in Kanada berichten.

Kanadier sind absolut Hockeyverrückt – ungefähr jeder spielt Hockey …oder schaut es zumindest im Fernsehen an. So waren Jasmin und ich mit Lukas, der mich letzte Woche besucht hat, bei einem Spiel der Remparts Québec. Hockey ist einfach ein wahnsinnig aktives Spiel (man kann ja auch nicht einfach stehenbleiben) und wenn man als Zuschauer die Augen ein bisschen zusammenpresst, sieht es so aus, als würde ein Ameisengewusel auf dem Eis herumrutschen. 

Die Arbeit in der Uni liegt in den letzten Zügen und es sind neben 4 Prüfungen noch einige Hausarbeiten abzugeben. Das hielt uns Austauschstudenten nicht davon ab, auch selbst ab und zu Schlittschuhe auszuleihen und uns aufs Eis zu wagen - die Uni hat ein eigenes Eislaufstadion, das Studenten kostenlos nutzen können.
Des Weiteren  habe ich einige Theateraufführungen und ein Musical besucht und war des Öfteren im Kino, das praktischerweise direkt neben der Uni liegt. Québec ist eine Kulturstadt, es gibt ständig Konzertreihen, wie zum Beispiel das Jazzfestival, Märkte, Lesungen usw. wunderbar!
Außerdem habe ich ein bisschen meine Kochkünste verbessert und gelernt, wie man kanadisches Couscous oder flambierte Bananen mit Ahornsirupkruste macht.

Heute wurde der marché de Noël allemand eröffnet. Er kann zwar nicht mit einem echten deutschen Weihnachtsmarkt mithalten, aber Glühwein, Brezeln, Lebkuchen und gebrannte Mandeln gibt es und es riecht sooo nach Zuhause!

An das kanadische Französisch habe ich mich so sehr gewöhnt, dass ich mittlerweile auch sage Einen Film hören statt schauen, „de même“ statt „comme ça“, oder dass ich ein tu an jede Frage anschließe, auch wenn es da überhaupt nichts zu suchen hat (also zum Beispiel ça se peut tu?, Kann du das sein?). Ich mag es, dass alles jedes u ein ou ist und jedes e ein ae. Und dass oui nicht oui sondern oouuuääeey heißt :)

So. Der letzte Abschnitt des Blogeintrags MUSS definitiv der Kälte gewidmet werden. Leute. So was habt ihr noch nicht erlebt. Wir haben seit mehreren Tagen -25 Grad. Wenn man länger als eine halbe Stunde am Stück draußen ist, gefrieren die Nasenlöcher (mittlerweile lache ich nicht mehr darüber…) und ich habe heut einen klassischen Anfängerfehler gemacht, und meine gefrorenen Fußzehen zuhause unter WARMES Wasser gehalten. Bitte nicht nachmachen! Das tut höllisch weh!! Die Kanadier selbst sind unglaublich gut ausgestattet. Viele haben solche Bankräubermasken auf, eine Fellmütze drüber (hier ist alles aus echtem Biber-, Wolfs- oder Bärenfell) und eine Wintermantel-Kapuze obendrauf. Es gibt spezielle gefütterte Jeans, die man über die Skiunterwäsche zieht oder Flies-Schals, die ein Loch haben, wo man den Kopf durchsteckt, damit die Schultern warm bleiben und an die Handschuhe angenäht sind. Ich für meinen Teil trage momentan zwei Paar Wollhandschuhe übereinander und bin auch sonst so ziemlich an der Kleiderschichtengrenze angelangt. Wenn ich noch mehr anziehe, kann ich mich gar nicht mehr vorwärtsbewegen. Der Wind, der vom Fluss kommt, ist bei alldem das Schlimmste. Ich sag‘s euch, wenn einem dieser -25° Wind ins Gesicht weht, das brennt wie Feuer…
Ich bin was das angeht, tatsächlich froh, NICHT Januar und Februar hier zu erleben, da mir alle Québécois sagen, dass der Dezember was für Weicheier ist.


Hier möchte ich euch noch einige Eindrücke mitgeben, von Ausflügen, die ich gemacht habe, Dinge, die ich gesehen habe – 


Apfelpflücken im September auf einer Insel im St. Lorenz Strom
Notre Dame de Montréal, eine wunder wunder wunderschöne Kathedrale
Führung im Parlament von Québec
Seesternstreicheln im Aquarium
Die ersten Plätzchen 2012!!!

So sehen die Tunnel unter der Uni aus (man kann draußen wegen den Temperaturen nicht ständig hin und herlaufen)
Das Château Frontenac ist eines der meistfotografiertesten Hotels der Welt und das Wahrzeichen der Stadt
Ausflug im Sommer zu einem der zahlreichen Wasserfälle im Nationalpark Jacques Cartier mit Jasmin und meiner Mitbewohnerin Martine

Whalewatching im Norden von Québec bei PERFEKTEN Wasserbedingungen

Hockeytime!

Als meine Eltern mich im Oktober besucht haben

Soooo blau ist der Himmel fast jeden Tag!
 
Es gibt vieles, was ich hier vermissen werde. Aber zugegeben, es gibt auch ein paar Dinge, von denen ich die Nase voll habe. So geht es wahrscheinlich jedem von uns. Ich kann jetzt momentan noch gar nicht alles so genau aufzählen. Ich hätte euch alle gerne so oft einfach mitgenommen, um euch alles live zu zeigen. Die Wasserfälle, das Essen, die Wale, die Elche und Bären. Die Kälte, die Farben im Herbst, das Französisch, die Tunnel unter der Uni, Twitwi, mein Zuhause.... Ich glaube, dass ich erstmal ein bisschen Abstand brauche, um meine ganzen Erfahrungen einordnen zu können. 
Ich habe so viel gelernt, so viel erlebt und ich bin definitiv ein ganzes Stück gewachsen.

Fest steht, dass ich dich, Québec, in mein Herz geschlossen habe und wiederkommen werde - versprochen!


Vive le Québec, vive le Canada!! 

Eure Julia