Ich sitze in meinem wunderbar aufgeheizten Zimmer und schaue
in eine weiße, kahle Baumreihe vor unserem Haus. Leider kein Schnee momentan,
dafür ist es zu kalt. Ich stelle mir vor, wie die Feuchtigkeit sich in den
Wolken ankuschelt und genauso friert wie wir hier unten. Es ist einfach zu
kalt, um die Wolke jetzt zu verlassen. Mein vollstes Verständnis!
Die Québécois haben die schöne Tradition, dass die semaine
de la lecture, die Lesewoche, nach den Prüfungen stattfindet – also dann, wenn
man sie eigentlich gar nicht mehr bräuchte. Das hat den wunderbaren
Nebeneffekt, dass man eine Woche Ferien hat und sogar ohne schlechtes Gewissen
verreisen kann.
Boston. Endlich.
Ich werde mich nicht daran aufhalten, über Reisebusse,
Beinfreiheit, Klimaanlagen und Grenzbeamte zu schreiben. Wenn man in Boston am
Busbahnhof steht und Lukas und Anna auf sich zulaufen sieht, ist das alles
plötzlich sowas von egal.
Hurrikane Sandy hat uns ein paar gemütliche Stunden im
German House beschert, das wir zweitweise besser nicht verlassen wollten. Anna
und Timo, die beide auch zu Besuch in Boston waren, konnte erst ein paar Tage
später zurückfahren als geplant, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das
Universum eigentlich einfach nur wollte, dass wir noch ein bisschen mehr Zeit
zusammen verbringen konnten :-)
Alex gab uns eine private Harvard-Führung, wir haben ein
Auto gemietet und waren in der Hexenstadt Salem (mein Gott, wie sich manche
Menschen für ein Halloweenkostüm ins Zeug legen, ist echt erstaunlich!), wir
haben Burger gegessen, uns in der Stadt verlaufen, einen großartigen Kinofilm
gesehen und eigentlich permanent festgestellt, wie cool es doch ist, dass wir
alle da sind. Boston ist eine wunderschöne Stadt, größer als ich persönlich
dachte, mit englischen Backsteinhäusern, modernen und halbmodernen
Wolkenkratzern und viel Grün zwischendurch.
Lukas, Alex, ihr habt es wirklich gut
getroffen und ich glaube, dass ihr euch beide auch sehr wohlfühlt!
Ich lasse jetzt einfach mal ein paar Bilder sprechen...
Leider ist eine Woche eben auch nur
eine Woche und ich bin zurück in Québec. Hier heißt es nun wieder
Hausarbeiten en francais, Schwimmhalle, Wintermantel, Kanada. Aber ich
habe Québec liebgewonnen und bin unheimlich froh, diese Wahl für mein
Auslandssemster getroffen zu haben.
Nächstes Mal wieder mehr von hier, versprochen!
Bis dahin alles Liebe
von Julia