Was genau es mit dem Mondfest nun auf sich hatte ging an
mir vorbei, die diesbezüglich eingeräumten Ferien habe ich aber sehr wohl
ausgenutzt und bin mit fünf (internationalen) Mädels in die Innere Mongolei
gereist. Hier eine kurze Zusammenfassung unseres Abenteuers.
Tag 1: Anreise mit dem Nachtzug
Peking – Hohhot: 486 km, 10 Euro, Temperaturunterschied
gefühlte 30°C
Obwohl das Zugfahren in China stets gelobt wird hat sich
das preiswerte Ticket in mangelndem Komfort wiedergespiegelt: Unbequeme Sitze,
schlechte Luft und –natürlich- überall Chinesen! Warum ich das betone? Weil es
hier völlig normal zu sein scheint auch für Langstrecken von über 10 Stunden
Stehplätze einzunehmen! Und da die Einheimischen im Gegensatz zu uns bei
angeschaltetem Licht und steinharten Sitzen bestens schlafen können musste man
regelmäßig den Köpfen der Nachbarn ausweichen, welche drohten auf der eigenen
Schulter zu landen! Entschädigt wurden wir bei Ankunft jedoch dadurch, dass das
Hostel überbucht war und wir die erste Nacht in einem Hotel verbringen durften,
nachdem wir den ersten Tag zur Orientierung nutzten.
Tag 2: Grasland
Früh morgens ging es in einer Reisegruppe von rund 30
jungen Leuten mit dem Bus Richtung Grasland, abenteuerlich. Während die anderen
Vokabeln lernten, versuchte ich es die Wirkung der herbstlichen, bergigen
Landschaft durch Winnetoumusik auf meinem iPod zu intensivieren (das war auch
notwendig, denn sehr idyllisch sah es wirklich nicht aus).
Doch da
hat der Busfahrer mir schon bald einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem
er vor Schlaglöchern nicht zurückschreckte und gerne auch mal eine Abkürzung
quer durchs Grasland nahm. Sicherheitsgurte gibt es hier nicht. Mir kam hier
ganz klar meine Körpergröße zu Gute, die mich davor bewahrte mir den Kopf
anzuschlagen, wenn wir ca. 20 cm vom Sitz abhoben! Auch war uns zum Zeitpunkt
der Toilettenpause noch nicht klar, dass die hier abgebildete die mit Abstand schönste (!!!) des ganzen Trips würde:
Im Grasland angekommen hausten wir in „typischen“
mongolischen Zelten, ohne Strom und fließendes Wasser:
Unser Badezimmer |
Bekocht wurden wir von einer mongolischen
(Selbsternährer-) Familie. Leider (?) war ich gerade beim Ausritt, als unser
Abendessen "zubereitet" wurde.
Nach dem Dinner haben wir uns eigentlich darauf gefreut
für das nächtliche Lagerfeuer getrocknete Kuhsch… einzusammeln, aufgrund der
Trockenheit des Grases blieb uns das aber erspart.
Die Nacht im Blechzelt war unbeschreiblich kalt. Bei
sonnigen 25 Grad in Peking war ich nicht entsprechend ausgerüstet und habe
Zehen und Nase zeitweise gar nicht mehr gespürt (wie sehr habe ich mir in dem
Moment deine Winterausrüstung gewünscht, liebe Julia).
Vorfreude auf wärmenden Tee!? No way, der Tee schmeckte salzig und roch nach Vieh! |
So kam es, dass ich nach einer kalten Nacht am nächsten
Morgen den Sonnenaufgang verschlafen habe.
Leider ist das Grasland im Herbst schon sehr gelb, aber
auch das schafft eine sehr schöne Atmosphäre! Hier noch einige Fotos:
Tag 3 haben wir in einem Lamakloster verbracht. Beeindruckende Religion, aber da man die eisige Nacht noch im Hinterkopf hatte und es durchgehend regnete ist der Tag eher ungemütlich gewesen.
Dort durften wir sogar in einem Zimmer mit vier Wänden
schlafen. Doch ohne Heizung ist auch das kein großes Vergnügen, wie man nur
unschwer erkennen kann:
Das tolle an der mongolischen Küche ist, dass sie aufgrund ihrer Deftigkeit ein wenig der deutschen gleicht: Fleisch, Kartoffeln (!) und Gemüse, dass nach Sauerkraut schmeckt!
Wie man sieht gleicht die Serviertechnik der altbekannten, was in unserer Gruppe zunehmend zu Fressneid führte! Denn meist mundet den Ausländern ja doch die gleiche Platte, welche im worst case erst einmal 180° wandert, bis sie bei dir ankommt… und Supermärkte für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es weit und breit nicht!
Des Abends haben wir uns dann mit hochprozentigem
mongolischem Schnaps eingedeckt und so die zweite Nacht in Kälte überwunden.
Tag 4: Die Wüste
Früh morgens ging es mit dem Bus Richtung Wüste. Ladungssicherung
und geschlossene Türen werden in Deutschland „völlig überbewertet“, ebenso das
Bremsen in einspurigen Kurven um den Berg herum – wofür gibt es denn die Hupe?
Und als wir uns nach minutenlangem Vorformulieren getraut
haben den Busfahrer zu fragen, ob er doch bei den Temperaturen vielleicht
lieber die Heizung an, statt das Fenster auf machen könne, kam nur ein
grinsendes „Nein, nein“ zurück.
Was in Deutschlands Straßenverkehr für riesiges Aufsehen
sorgen würde, empfindet man in China als völlig uninteressant. So sind wir zum
Beispiel an einem umgekippten vollbeladenen LKW einfach vorbeigefahren. Gut,
dass es bei uns das THW gibt;-)!
Es folgte ein wundervoller Tag in der Wüste und alle
einst totgefrorenen Körperteile haben wieder zu leben begonnen. Um ehrlich zu
sein, hatte ich mir von der Wüste selbst mehr erhofft. Da wir nicht sehr weit
gefahren sind hat man noch den Stadtrand gesehen und unzählige Sandhügel haben
die erwartete „Weite“ zerstört.
Dennoch war es ein erlebnisreicher und unvergesslicher
Tag, der mit einem Kamelritt begonnen hat- welch gemütliche, treue Tiere!
Weiter ging es mit Wüstenschlittenfahren!
Schade, dass meine Kamera unterwegs auf der Strecke geblieben ist und jetzt knirscht |
Sehr spaßig, aber im Endeffekt gar nicht so spektakulär wie es aussieht, sodass
ich mich kurzerhand von der Gruppe entfernt habe, um eine Runde Wüstenquad zu
fahren, yeah!
Da ich euch nicht mal zum Europapark begleitet habe,
könnt ihr euch vorstellen, dass ich mir das ganze dreimal überlegt habe, am Ende
hatte ich jedoch (als einzige!) einen Riesenspaß, wenn auch nur als
Beifahrerin.
Zurück zum Bus ging es
drei Stunden später dann mit diesem wilden Gefährt, much fun!
Der Rückweg nach Peking ähnelte dem Hinweg mit dem
Unterschied, dass wir diesmal eine Bimmelbahn erwischt haben, die sich sogar 12
Stunden Zeit ließ… am Abend angekommen nahmen wir sofort den MC Donalds
Lieferservice in Anspruch! …und erst dann folgte die Dusche ;-)
Unsere steinharte Matratze im Wohnheim fühlt sich
plötzlich an wie ein Himmelsbett und die Toiletten im Wohnheim weiß man nun
auch zu schätzen!
Insgesamt habe ich bei dem Trip gemerkt, dass ich langfristig
einfach kein Großstadtmensch bin und die Ruhe auf dem Land hat uns allen
unheimlich gut getan! Auch von den (mongolischen) Chinesen war ich positiv
überrascht, sie wirkten auf mich zufriedener, herzlicher und interessierter:
(Eventuell rührt der positive Eindruck der Landsmänner
aber auch schlicht und einfach daher, dass einem hier nur alle Jubeljahre mal
eine Menschenseele über den Weg läuft ;-))
Rückblickend war es eine erlebnisreiche Zeit und mit den Mädels habe ich viel gelacht. Dennoch: wer kniehohes Gras und mit Tierfell ausgelegte Zelte erleben möchte muss wohl noch etwas tiefer in die Mongolei fahren, es war eben doch noch etwas touristisch bei uns.
Nach drei Tagen Halsbonbons und Tee geht es mit der Erkältung bestimmt auch bald bergauf. Gewöhnen muss ich mich jetzt tatsächlich wieder an die Luft hier! Nachdem der Air Quality Index in diesen Tagen Topwerte von 388 erreicht (>300: „Hazardous, health warnings of emergency conditions. The entire population is more likely to be affected“ denke ich, dass die Atemprobleme nicht ausschließlich auf meine Erkältung zurückzuführen sind;-)!
In diesem Sinne herzallerliebste Grüße aus China!