Donnerstag, 20. September 2012

Französisch und andere Katastrophen



Liebe Nicht-Kanadier,

für die, die es noch nicht wussten. Québec City ist auf dem nordamerikanischen Kontinent nicht nur die tatsächlich älteste Stadt! -  sondern nördlich von Mexiko auch die einzige Stadt mit einer Stadtmauer. 
Diese teilt den Stadtkern in Unter- und Oberstadt (na, wenn das den Tübingern nicht bekannt vorkommt!). Für europäische Verhältnisse absolut normal, ist die Altstadt hier jedoch für Nordamerikaner geradezu ANTIK. Es sind auch immer wahnsinnig viele amerikanische Touristen hier.
Ein abendlicher Spaziergang auf der Stadtmauer sieht ungefähr so aus…

Fast schon ländlich wirkt der Place d’Armes mit seinen Steinhäusern.



Rundherum ist die Stadt dann deutlich moderner und auch größer, als das jetzt auf den Altstadtbildern scheint;)
Ich wohne in einer Wohngegend zwischen Uni und Altstadt gelegen in diesem netten Häuschen (aber machen wir uns nichts vor…hier sehen alle gleich aus!)


Zwischendurch ein Nachtrag zum letzten Blogeintrag: Da ist er!!!



Nun ein kleiner akademischer Ausflug. Meine Kurse sind völlig in Ordnung bis auf einen, der lächerlich einfach ist (letztes Mal haben wir gelernt, was ein Subjekt und was ein Prädikat ist - ) und einen, in dem ich gerade das Internationale Phonetik Alphabet inklusive der Québecois-Laute lerne. Das klingt jetzt einfach. Leider hat Québec viele Provinzen und die Provinzen haben viele Dialekte und für meine deutschen Ohren klingen ungefähr 100% der Laute komplett gleich. So ein bisschen wie öeäähngg oder so.... Und das soll man dann transkribieren. Hm. Für ein schönes Französisch wäre Paris vielleicht doch die bessere Wahl gewesen. 
Aber ich tröste mich damit, dass die zahlreichen Amerikaner, die hier studieren, ein noch schlechteres Französisch sprechen, als die Québecois selbst. Wirklich. Bittet nie einen Amerikaner, euch auf Französisch den Weg zum Hörsaal zu erklären. Irrt lieber weiter in den Fluren herum!

Außerdem muss ich jetzt dringend eine Bemerkung bezüglich der Buchpreise loswerden: OH MAAANN!!! Das ist doch nicht normal!! In Tübingen gebe ich wenns hoch kommt 30€ im Semester für Bücher aus, dafür krieg ich hier noch nicht mal den Prolog!


Themawechsel. Die Québecois sind ein stolzes Völkchen und beharren auf ihre, manchmal etwas gewöhnungsbedürftigen (Ess-)Gewohnheiten. Hier seht ihr das Nationalgericht "Poutine" - also Pommes, weißer Frischmichkäse und Bratensoße (wobei die ein ganz spezielles höchst geheimes Geheimrezept haben soll…hm, schmeckt einfach nur nach Bratensoße, wenn ihr mich fragt.)


Ich möchte euch heute eine ganz besondere Attraktion in Québec (neben den üblichen Museen, Kirchen, Sportevents und zahlreichen Konzerten) vorstellen: Das Aquarium! 
Im Außenbereich hätten wir da zum Beispiel EDDY:

 (ja, uns trennten ganze 5cm Glasscheibe!)

Und eine ganz gewaltige Mange Walross. Mann, beeindruckend.  Das witzige ist, dass dieser Koloss Tricks mit seinem Trainer vorführen konnte. Es konnte zum Beispiel pfeifen, den Kopf schütteln, Wasser in einer Fontäne ausspucken, eine Rolle drehen (so unvorstellbar das bei diesem Wanst auch ist) und sogar High-Five geben! Das hättet ihr echt sehen müssen, ich hab mich köstlich amüsiert!


Eine ganz andere Liga erwartet einen im Inneren des Aquariums. Wunderschöne Quallen in einem abgedunkelten Raum, mit leiser Musik und fantastischen Farbreflexen in den Becken… Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie toll das in diesem Raum war – einfach eine ganz andere Welt.



Oh, ich hätte am liebsten jedes einzelne Quallenfoto hochgeladen!


Zum Schluss noch etwas Nettes.
So sieht es aus, wenn meine Mitbewohnerin/Vermieterin Martine, der Papagei Twitwi und ich zu Abend essen. Anmerkung: wenn er nicht seinen eigenen Teller bekommt, springt er laut kreischend so lange in unseren herum, bis er ihn doch bekommt…

Oh, und falls ihr schon mal in Festtagsstimmung kommen möchtet: es gibt in Québec einen XXL-Weihnachtsladen (er trägt den wundervollen Namen „Le Royaume du Père Noёl“), der einfach mal das ganze Jahr geöffnet hat! 

Dort gibt es dann so brauchbare dekorative Dinge, wie abartig kitschige Christbaumkugeln…zum Schnäppchenpreis von 299 Kanadischen Dollar! - Da kommt Freude auf!:)


Und zur Abwechslung heute einmal ein "Was ich an KANADA vermissen werde":
- Die netten Busfahrer! Da können sich die Deutschen mal eine Scheibe abschneiden, hier wird jeder Fahrgast mit einem freundlichen "Bonjour" begrüßt und manchmal gibt auch ein "Vous allez bien?" dazu.
- Das tolle Schwimmbad Angebot der Uni. Kostenlos Eintritt in die Olympia-Schwimmhalle und dazugehörige Sauna,wirklich super.
- Dass alle Deutschland so toll finden! "So ein schönes Land, so nette Menschen, so gutes Bier!..."

Und sie haben Recht! Ein Hoch auf Deutschland und damit alles Liebe an euch,

eure (euch schrecklich vermissende)
Julia





Montag, 17. September 2012

Urlaubsfeeling an der Ostküste


Liebe Freunde,

Jetzt melde ich mich auch endlich mal wieder aus dem schönen Medford. Wobei ich eigentlich gerade auf einer Fähre auf dem Weg zu Martha's Vineyard (Das ist ne Insel und kein Weingut) bin.

Auf dem Weg zu Martha's Vineyard

Ich bin gerade mit Claire, Manon, Cécilia (alle drei aus Frankreich) und Daniel und Johannes aus Tübingen unterwegs. Wir couchsurfen (zu sechst!) bei Mia, die wirklich super nett ist. Gestern hatten wir ein französisches Dinner (Baguette mit Käse). Nur leider war das Baguette dann doch nicht ganz so lecker, wie in Europa. Aber wir hatten trotzdem eine Menge Spaß, auch am Lagerfeuer mit Marshmallows im Garten.




Vorbereitungen für das französische Dinner(Johannes, Cecilia, Daniel, Mia, Ich und Manon)











































































Das war jetzt natürlich nur gestern. Es ist natürlich in den letzten zwei Wochen auch noch einiges anderes bei mir passiert:

Zum einen hat die Uni Angefangen. Ich belege dieses Semester vier Veranstaltungen:

1.    Fundational Ideas of Economic Theory                                                                            
      In diesem Kurs beschäftigen wir uns mit grundlegenden Begriffen wie Kausalität, Markt, Gleichgewicht usw.. Das besondere dabei ist, dass wir nur zu viert sind und die Professorin auch schon über 90 ist. Sie ist auch noch total fit (geistig und körperlich), aber sie redet leider etwas langsam. Ich hoffe nur, dass niemand mehr aus dem Kurs geht, damit er auch wirklich stattfindet.

2.    International Trade Zu dem Kurs gibts nicht viel zu sagen, außer dass man ihn so wohl an ziemlich jeder Uni Weltweit belegen könnte.

3.    Econometric Impact Evaluation                                                                                     Das ist der Kurs, den ich dieses Semester an der Fletcher School (die ist ziemlich bekannt für Internationale Beziehungen) belege. Bisher ist der vom Schwierigkeitsgrad auch noch ok, da ich einiges schon in Tübingen gelernt habe. Aber das wird sicherlich noch um einiges anspruchsvoller. Insbesondere müssen wir am Ende selbstständig ein Projekt der Weltbank evaluieren und wir werden dann auch Leuten von der Weltbank unsere Ergebnisse präsentieren.

4.    Chinese 021 Der Chinesisch Kurs hat hier gerade das richtige Niveau für mich. Es wird zwar sicherlich der Kurs, für den ich am meisten machen muss, aber ich habe das Gefühl mein Chinesisch hier noch einmal deutlich verbessern zu können.

Aber genug von den Kursen. Das Leben im Deutschen Haus ist wirklich cool. Ich wohne hier mit 6 Tufts Studenten (5 Amis und eine Türkin) zusammen. Es haben zwar generell alle sehr viel zu tun, aber wir sehen uns trotzdem ständig. Ich glaube das wird eine ziemlich coole Wg über das Jahr (aber ans Ämmerle kann's eigentlich gar nicht rankommen!).

Im German Haus findet auch jeden Mittwoch eine Kaffeestunde für alle die Deutschlernenden statt. Ich dabei dafür zuständig, dass es auch immer genug Kaffee und Kekse gibt. Außerdem findet jeden Donnerstag ein weiteres Event im German House statt: entweder zeigen wir einen Film oder der German Club (da mach ich auch so ein bisschen mit) macht eine andere Veranstaltung wie zum Beispiel einen Kochabend oder so. Nächste Woche gibts erstmal Kartoffelsalat mit Würstchen. Wenn ihr einen deutsche Film, den man unbedingt gesehen haben sollte oder ein deutsches Gericht, dass man unbedingt gegessen haben sollte kennt, könnt ihr das gerne in die Comments schreiben.

Meine Arbeit im German House ist also nicht allzu kompliziert, sie nimmt aber durchaus Zeit in Anspruch. Aber nach dem anfänglichen Schock und der Übermotivation ist mir inzwischen klar, dass der Aufwand hier doch nicht sooo hoch sein wird. Das kann zwar wahrscheinlich jeder Zeit wieder umschlagen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass ich genug Freizeit haben werde...

Diese habe ich natürlich auch schon wieder zu einem großen Teil verplant. Ich werde mit Natascha mindestens einmal die Woche hoffentlich aber öfters klettern gehen. Außerdem will ich sobald das Training im November beginnt im Club Volleyball spielen. Da hätte ich dann auch ein paar Turniere im Läufe des Jahres, was schon ziemlich cool wäre :).


Ein paar Lebkuchenhäuser
Aber genug von der Vergangenheit! Auf die Gefahr hin euch etwas zu verwirren, schreibe ich was am Wochenende noch so passiert ist. Ich bin jetzt gerade auf dem Rückweg von Cape Cod nach Boston, d.h. ich habe den Eintrag in zwei Etappen geschrieben.
Auf Martha's Vineyard war's ziemlich cool. Wir haben Lobster gegessen (siehe Foto), die Ginger-Bread Häuser angeschaut und ich war sogar baden! Die anderen waren alle zu feige oder hatten keine Badeklamotten dabei, sodass ich der einzige war. Das Wasser war erstaunlich warm und dank der Sonne war ich auch ganz schnell wieder trocken. 

Hummer mit Mais


Auf dem Rückweg haben wir dann zwei Stunden auf dem Walmart Parkplatz verbracht, da die Busse hier sehr unzuverlässig sind. Aber immerhin gab es den Walmart und wir mussten nicht hungern!
Der Strand am Sonntag
Am Abend kam dann die nächste Überraschung in Form von zwei weiteren Couchsurfern, Jody aus Italien (ein Mann!) und Johanna aus Würzburg. Wir waren also insgesamt ach Couchsurfer bei Mia zu Hause, was auch für sie ein neuer Rekord war. Wir wieder ein Feuergemacht, Wein getrunken und viel geredet. Am Sonntag sind wir dann alle zusammen an den Strand gefahren. Der war wirklich ziemlich cool! Das Wasser war immer noch ziemlich warm, es gab eine riesige Menge Muscheln und vor allem sehr viele Horseshoe Crabs. Das sind diese Urzeit Krebse, die sich seit zwei, drei Millionen Jahren nicht verändert haben. Es war wirklich sehr cool vor dem Winter hier nochmal im Meer schwimmen zu können. 


Johanna bleibt jetzt noch Unis Mittwoch bei mir, da sie eh nach Boston wollte und noch keine Unterkunft hatte. Morgen kommen dann nochmal zwei Leute zu mir ins German House, die auch bis Mittwoch bleiben. Couchsurfen ist einfach ne tolle Sache!

Bei aller Freude und Beschäftigtheit (oder wie auch immer) gibt es aber doch auch immer wieder Momente an denen ich mich etwas alleine fühle und an denen ich dann gerne bei euch wäre. Ich freue mich schon jetzt total auf die Zeit, wenn wir wieder alle zusammen in Tübingen sind!

Fühlt euch ganz fest gedrückt!

Lukas

PS:

Bald kommen noch mehr Fotos, ich muss sie nur noch von den anderen kriegen :) Morgen folgen auch noch Bilder vom Haus und vom Campus