Donnerstag, 23. August 2012

Die Sache mit der Unterkunft

Die einen würden mich naiv und verrückt, die anderen vielleicht eher abenteuerlustig nennen, dass ich – wissend, dass ich kurz vor Mitternacht in Bozeman ankommen würde – mir noch nicht einmal für die erste Nacht eine Unterkunft gesucht hatte.
Das Glück war auf meiner Seite und so konnte ich vom Flughafen aus – bekanntlich ohne Koffer – mit den anderen Internationals zu einem der Dorms on Campus fahren und die erste Nacht dort verbringen.
Am nächsten  Morgen musste ich rechtzeitig auschecken und war von da an voll und ganz auf mich gestellt. Ich hatte kein Handy, kein Internet (der Akku meines Laptop war leer und der Adapter im verschwundenen Koffer) und keine Ahnung wo genau ich war. Ich zog also los mit einer Minikarte von Bozeman auf der Suche nach einem Straßenschild, was gar nicht so leicht war, wie man annehmen mag. Irgendwann wusste ich dann, wo ich mich befand und suchte die nächst beste groß aussehende Straße auf der Karte, in der Hoffnung dort irgendwo Geschäfte zu finden. Es war brütend heiß, mein Backpack wurde zunehmend schwerer, mein Magen knurrte immer lauter. Es ging auf die zwei Uhr zu und ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich kramte in meinem Handgepäck und fand das Welcome-Package von gestern, das nun für mich zum Survival-Package wurde: Gummibächen, ein Müsliriegel und Salzgebäck. Man beachte hierbei: ich hasse eigentlich Gummibärchen.

mein Survival-Package
Ich war grenzenlos verzweifelt, fluchte aufs dumme Auslandsjahr und auf alles, was damit zusammenhängt.  Wann finde ich was Richtiges zum Essen? Wo ist Julius, meine Mama, mein Papa, mein Bett? Ich schaute mich schon nach einem schönen Baum um, unter dem ich die nächste Nacht schlafen könnte. Mir war einfach nur zum Heulen zumute, ich kann mich nicht erinnern, jemals so verzweifelt gewesen zu sein….

Nach langer Wanderung erreichte ich mit Mühe und Not die lang ersehnte Geschäftszone. Ich fand dort auch einen Telefonshop. Als ich hineinging, muss ich ziemlich fertig ausgesehen haben. Es kamen gleich drei Angestellte auf mich zu und fragten, ob sie mir irgendwie helfen könnten. Sie nahmen mir meinen Backpack ab, gaben mir ein Glas Wasser und wiesen mir einen Sessel zu. Nach kurzem Smalltalk erklärte ich der einen Verkäuferin, dass ich ein Handy bräuchte, mit dem ich möglichst günstig telefonieren könnte. Sie zeigte mir all ihre Angebote und holte noch die Storemanagerin dazu, die mir einen netten Preis anbot. Schnell hatte ich also mein neues Handy und gleichzeitig zwei unglaublich hilfsbereite Amis gefunden. Sie wussten nun auch beide, dass ich gerade „homeless“ war (ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen müsste…) und ich bekam von der Verkäuferin sofort das Angebot, bei ihr und ihrer Familie erst einmal unterzukommen, falls ich nichts mehr finden sollte. Die Storemanagerin gab mir die Nummer von einem guten Freund, der bei sich ein freies Zimmer hat und bestimmt nichts dagegen hätte, wenn ich dort vorläufig schlafen würde. Ich musste versprechen, mich im Laufe des Tages noch mal zu melden und zu sagen, ob ich was gefunden hatte oder nicht.
So verließ ich den Laden mit neuer Hoffnung. Vielleicht musste ich ja doch nicht unter einem Baum schlafen…?!
Kurz darauf hielt ein Auto neben mir und ein Mädchen etwa in meinem Alter fragte mich, ob sie mich irgendwohin mitnehmen könnte? Ich sagte ihr, dass ich leider selber nicht weiß, wo ich hingehe und ihr deswegen auch keinen Ort nennen könne. So lief ich also weiter und beschloss nun endlich den Couchsurfer anzurufen, dessen Nummer ich mir noch im Flughafen von Seattle aus dem Internet notiert hatte.
Ich war nun wirklich mit Glück gesegnet: Das Couchsurfer- Ehepaar Andrew und Lynda – beide nicht viel älter als ich – nahmen mich mit offenen Armen auf und wir verstanden uns von Anhieb super gut. Am nächsten Tag unternahmen wir Verschiedenes und ich lernte ein paar ihrer Freunde kennen.

Auf einer kleinen Wanderung mit dem M für Montana im Hintergrund












Oldtimer-Race auf Main Street
für alle, die den Film „Chitty Chitty Bang Bang“ kennen…
mit Andrew und Lynda vor einem alten BMW
 

       






mein neues Auto, fehlt nur noch der Ami-Führerschein
frozen yogurt in 15 verschiedenen Sorten

 Zwei Nächte blieb ich bei ihnen. Sonntag zog ich dann zu Eric, dem Freund von der Storemanagerin. Ihn hatte ich am Samstag angerufen, ihn gleich kennengelernt und er meinte, ich könnte jeder Zeit bei ihm einziehen. Und nun bin ich hier, habe ein Bett, ein Zimmer und einen Roommate, den ich mir nicht besser hätte aussuchen können. Aus dem „vorläufig“ ist nun ein „fortwährend“ geworden mit meinem Namen am Briefkasten.

mein Roommate ;-)
 Dieses war der zweite Streich
Doch der dritte folgt sogleich

3 Kommentare:

  1. Das hört sich ja nach einem ganz schönen Abenteuer an, das du da erlebt hast und immer noch erlebst...so fangen die besten Geschichten an, du wirst also ganz sicher eine wundervolle Zeit dort verbringen...waren die Tage am Anfang noch verzweifelnd und schwer, erlebt man zumeist die beste Zeit seines Lebens ;-)

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  2. alter Schwede Katharina! das ist echt ein starkes Abenteuer. Irgendwie typisch du :) gott sein dank mit Happy End!

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