Dienstag, 21. August 2012

120 € Stundenlohn und New York City


Der Flieger nach New York, meiner ersten Station in den USA, sollte um 11:55 Uhr in München abheben. Pünktlich um 7 Uhr ging es zuhause los in Richtung bayerische Landeshauptstadt. Doch bei der Gepäckabgabe machte die Lufthansaangestellte gleich ein schiefes Gesicht. Ging etwas schief? Ja, aber nicht meinerseits.

Der Flug war überbucht - es wurden also (wie üblich) mehr Tickets verkauft, als das Flugzeug Sitzplätze hat; diesmal wollten aber alle mitfliegen. Nach ein paar hektischen Mausklicks machte mir sie mir ein Angebot: „Herr Reinelt, ich gebe Ihnen 300€, wenn Sie statt dem Direktflug über Frankfurt fliegen und dann eine Stunde später in Newark statt JFK landen.“ Mein Kopf ratterte - man könnte sagen: Opportunitätskostenanalyse. Ich hatte den Flughafentransfer bereits gebucht und mich eigentlich auf einen stressfreien Direktflug gefreut. Dennoch konnten diese Argumente nicht den sparsamen Schwaben davon abbringen, das Angebot anzunehmen. 

Eigentlich hätte ich nun einen Gutschein und zwei neue Bordkarten bekommen sollen. Dies war allerdings nicht eine Sache von einem Knopfdruck, vielmehr erforderte es diverse Anrufe an verschiedensten Stellen. Als die Dame das zweite Mal den Schalterplatz verließ, um die Sache persönlich zu klären, sagte Sie mir beim Wiederkommen: „Okay, jetzt wird es kompliziert, aber auch besser. Ich gebe Ihnen 600€…“, und zwar wenn ich zwar wieder an JFK ankomme, aber erst fünf Stunden später als ursprünglich geplant. Die 300€-Alternativstrecke war nämlich auch schon wieder ausgebucht. Okay, jetzt war ich in der Nummer eh schon drin, also willigte ich wiederum ein. Auch dann waren die Bordkarten nicht gleich gedruckt, sondern erforderte noch zwei Gänge zum Ticketschalter, weil wiederum einiges schief lief. Aber letztendlich hatte ich zwei Plätze. (Nur, dass sich in Frankfurt rausstellte, dass auf meinem NY-Ticket gar kein Sitzplatz vermerkt war. Der Frankfurter Mensch am Schalter sagte mir, die Münchener – „die sind so doof“ - hätten mich dreimal eingecheckt.)

Schnitt. New York City. Nach zwei angenehmen Flügen, der Taxifahrt durch nächtlichen New Yorker Stau und Ankunft im Hostel (einwandfrei) konnte  ich durch die ganzen Verzögerungen direkt ins Bett und so dem Jetlag entgehen. Am heutigen morgen folge der direkte Weg zum T-Mobile-Store. Das Gefühl der Orientierungslosigkeit ohne Google Maps wurde also schnell gebannt.

Da ich diesen Zwischenstopp vor dem eigentlichen Ziel, Providence, eigentlich komplett gar nicht geplant habe, musste ich danach erst mal zurück ins Hostel, um eine kleine Liste an Sehenswürdigkeiten zusammenzustellen. Mein amerikanischer roommate steuerte hierzu den Insider-Tipp Empire State Building bei. Ich entschloss mich, mir heute den Uptown-District vorzunehmen, also den nördlicheren Teil von Manhattan. Da ich die meisten Wege zu Fuß zurückgelegt habe, wurde mir eines ziemlich schnell deutlich: diese Stadt ist groß. Sehr groß. Auch mein roommate bestätigte mir: ich habe mir den „most craziest place in the US“ rausgesucht.

Zuerst lief ich die Straße, in der sich mein Hostel befindet, ab und nahm mir das Macy’s, ein (großes) Einkaufszentrum. Es war so groß, dass ich wirklich eine geschätzte viertel Stunde brauchte, um die Männerabteilung zu finden. Dadurch, dass es gleich etliche Rolltreppen und mehrere Aufzüge gibt und die Karten wirklich nur sehr schematisch gezeichnet sind, fiel die Orientierung wirklich schwer. Das Klamottenangebot war dann ganz okay.

Weiter ging es quer durch die Streets und Avenues zum Times Square. Der Times Square hat so viele flackernde Lichter und bunte LED-Wände, dass man wirklich nicht mehr weiß, wo man eigentlich hinschauen soll. Eine optische Reizüberflutung. Ganz lustig war das folgende Gimmick: Auf einer Leinwand wurde ein Live-Bild von den Besuchern davor gezeigt. Manchmal wurden dann Twitter-Feeds eingeblendet oder man konnte mit den Händen virtuelle Bälle anschubsen. Natürlich war das eine große Attraktion und alle haben sich auf der Leinwand fotografiert. – Wer findet mich?


Anschließend schlenderte ich ein bisschen durch die kleineren Seitenstraßen, bis ich an der Fifth Avenue angelangt war. Richtung Norden steuerte ich den Central Park an. Auf dem Weg lag neben einigen Modegeschäften der relativ bekannte Apple Store, der überirdisch nur aus einem würfelformigen Glaskasten besteht. Über eine Wendeltreppe gelangt man in das Untergeschoss, wo sich der Laden befindet. Das ist schon cool gemacht.

Im Central Park setzte ich mich dann auf die erstbeste Bank und hörte einem Saxophonspieler zu. Insgesamt ist der Park mehr groß als schön, aber die Rasenstücke und Gewässer tun dem Stadtbild schon gut. Drei U-Bahn-Stationen weiter war ich dann etwa in der Mitte des Parks, was ein bisschen für die Dimension spricht.
Danach drehte ich wieder Richtung Süden und schaute mir ein bisschen die Upper Eastside an. Inzwischen war es schon recht spät, sodass ich eigentlich kurz vor dem Heimweg war, allerdings entschloss ich mich spontan, nochmal zum Times Square zu laufen, um das LED-Wand-Spektakel noch bei Dunkelheit zu bestaunen.

Die meisten Strecken legte ich also per Fuß zurück, den Heimweg dann aber beispielsweise wiederum mit der U-Bahn. U-Bahn Fahren macht hier aber wirklich keinen Spaß. Die Stationen sind schwer zu finden, da sie nicht beschildert sind (oder ich sehe die Schilder nie), und keine eindeutigen, klar erkennbaren Zeichen über dem Eingang besitzen. In den U-Bahn-Stationen herrschen Temperaturen von 40 Grad Celsius. In den U-Bahn-Zügen dann wiederum etwa 15, was dann angenehm ist, beim Aussteigen dann aber die 40 Grad sehr in Szene setzt. Die Beschilderung ist unterirdisch genauso unterirdisch wie oberirdisch. Zwar gibt es Schilder, die sind aber so komisch gesetzt, dass ich schon zweimal den falschen Weg eingeschlagen habe. Da ich mich aber mit einer Unlimited Karte ausgestattet habe, kann ich in den nächsten Tagen noch üben.

Ich ende mit einem Zitat, das ich auf der Straße aufgeschnappt habe und vielleicht Teile des New Yorker Lebensstiles gut widerspiegelt. Ein Mann, wohl auf die Frage, wie es einem Kumpel geht: „Oh, he’s fine; he is smoking a lot of weed.“

Die besten Grüße in alle Welt.

3 Kommentare:

  1. Wie schön, von dir zu hören! Keine schlechte Sache der Stundenlohn:) Wie lange bleibst du ncoh in New York? ps: der in der Mitte mit dem weißen T-Shirt und dem schwarzen Band, das aussieht wie eine Verbindungsschärpe!

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  2. maaaaaaaan, hast du ein Glück Timo! Ich hätts alles gleich vershoppt oder in USA-Binnenflüge investiert.
    Klingt alles super toll :)

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  3. Das ist auch der Plan:)

    Julia hat 100 Punkte!

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