Der Flieger nach New York, meiner
ersten Station in den USA, sollte um 11:55 Uhr in München abheben. Pünktlich um
7 Uhr ging es zuhause los in Richtung bayerische Landeshauptstadt. Doch bei der
Gepäckabgabe machte die Lufthansaangestellte gleich ein schiefes Gesicht. Ging
etwas schief? Ja, aber nicht meinerseits.
Der Flug war überbucht - es wurden also (wie üblich) mehr Tickets verkauft, als das Flugzeug Sitzplätze hat; diesmal wollten aber alle mitfliegen. Nach ein paar hektischen Mausklicks machte mir sie mir ein Angebot: „Herr Reinelt, ich gebe Ihnen 300€, wenn Sie statt dem Direktflug über Frankfurt fliegen und dann eine Stunde später in Newark statt JFK landen.“ Mein Kopf ratterte - man könnte sagen: Opportunitätskostenanalyse. Ich hatte den Flughafentransfer bereits gebucht und mich eigentlich auf einen stressfreien Direktflug gefreut. Dennoch konnten diese Argumente nicht den sparsamen Schwaben davon abbringen, das Angebot anzunehmen.
Eigentlich hätte ich nun einen
Gutschein und zwei neue Bordkarten bekommen sollen. Dies war allerdings nicht
eine Sache von einem Knopfdruck, vielmehr erforderte es diverse Anrufe an
verschiedensten Stellen. Als die Dame das zweite Mal den Schalterplatz verließ,
um die Sache persönlich zu klären, sagte Sie mir beim Wiederkommen: „Okay,
jetzt wird es kompliziert, aber auch besser. Ich gebe Ihnen 600€…“, und zwar
wenn ich zwar wieder an JFK ankomme, aber erst fünf Stunden später als
ursprünglich geplant. Die 300€-Alternativstrecke war nämlich auch schon wieder
ausgebucht. Okay, jetzt war ich in der Nummer eh schon drin, also willigte ich
wiederum ein. Auch dann waren die Bordkarten nicht gleich gedruckt, sondern
erforderte noch zwei Gänge zum Ticketschalter, weil wiederum einiges schief
lief. Aber letztendlich hatte ich zwei Plätze. (Nur, dass sich in Frankfurt
rausstellte, dass auf meinem NY-Ticket gar kein Sitzplatz vermerkt war. Der
Frankfurter Mensch am Schalter sagte mir, die Münchener – „die sind so doof“ -
hätten mich dreimal eingecheckt.)
Schnitt. New York City. Nach zwei
angenehmen Flügen, der Taxifahrt durch nächtlichen New Yorker Stau und Ankunft
im Hostel (einwandfrei) konnte ich durch
die ganzen Verzögerungen direkt ins Bett und so dem Jetlag entgehen. Am
heutigen morgen folge der direkte Weg zum T-Mobile-Store. Das Gefühl der
Orientierungslosigkeit ohne Google Maps wurde also schnell gebannt.
Da ich diesen Zwischenstopp vor
dem eigentlichen Ziel, Providence, eigentlich komplett gar nicht geplant habe,
musste ich danach erst mal zurück ins Hostel, um eine kleine Liste an
Sehenswürdigkeiten zusammenzustellen. Mein amerikanischer roommate steuerte
hierzu den Insider-Tipp Empire State Building bei. Ich entschloss mich, mir
heute den Uptown-District vorzunehmen, also den nördlicheren Teil von
Manhattan. Da ich die meisten Wege zu Fuß zurückgelegt habe, wurde mir eines ziemlich
schnell deutlich: diese Stadt ist groß. Sehr groß. Auch mein roommate bestätigte
mir: ich habe mir den „most craziest place in the US“ rausgesucht.
Zuerst lief ich die Straße, in
der sich mein Hostel befindet, ab und nahm mir das Macy’s, ein (großes)
Einkaufszentrum. Es war so groß, dass ich wirklich eine geschätzte viertel
Stunde brauchte, um die Männerabteilung zu finden. Dadurch, dass es gleich
etliche Rolltreppen und mehrere Aufzüge gibt und die Karten wirklich nur sehr
schematisch gezeichnet sind, fiel die Orientierung wirklich schwer. Das
Klamottenangebot war dann ganz okay.
Weiter ging es quer durch die
Streets und Avenues zum Times Square. Der Times Square hat so viele flackernde
Lichter und bunte LED-Wände, dass man wirklich nicht mehr weiß, wo man
eigentlich hinschauen soll. Eine optische Reizüberflutung. Ganz lustig war das
folgende Gimmick: Auf einer Leinwand wurde ein Live-Bild von den Besuchern
davor gezeigt. Manchmal wurden dann Twitter-Feeds eingeblendet oder man konnte
mit den Händen virtuelle Bälle anschubsen. Natürlich war das eine große
Attraktion und alle haben sich auf der Leinwand fotografiert. – Wer findet
mich?
Anschließend schlenderte ich ein
bisschen durch die kleineren Seitenstraßen, bis ich an der Fifth Avenue
angelangt war. Richtung Norden steuerte ich den Central Park an. Auf dem Weg
lag neben einigen Modegeschäften der relativ bekannte Apple Store, der überirdisch nur aus einem
würfelformigen Glaskasten besteht. Über eine Wendeltreppe gelangt man in das Untergeschoss,
wo sich der Laden befindet. Das ist schon cool gemacht.
Im Central Park setzte ich mich
dann auf die erstbeste Bank und hörte einem Saxophonspieler zu. Insgesamt ist
der Park mehr groß als schön, aber die Rasenstücke und Gewässer tun dem
Stadtbild schon gut. Drei U-Bahn-Stationen weiter war ich dann etwa in der
Mitte des Parks, was ein bisschen für die Dimension spricht.
Danach drehte ich wieder Richtung
Süden und schaute mir ein bisschen die Upper Eastside an. Inzwischen war es
schon recht spät, sodass ich eigentlich kurz vor dem Heimweg war, allerdings
entschloss ich mich spontan, nochmal zum Times Square zu laufen, um das
LED-Wand-Spektakel noch bei Dunkelheit zu bestaunen.
Die meisten Strecken legte ich
also per Fuß zurück, den Heimweg dann aber beispielsweise wiederum mit der
U-Bahn. U-Bahn Fahren macht hier aber wirklich keinen Spaß. Die Stationen sind
schwer zu finden, da sie nicht beschildert sind (oder ich sehe die Schilder
nie), und keine eindeutigen, klar erkennbaren Zeichen über dem Eingang
besitzen. In den U-Bahn-Stationen herrschen Temperaturen von 40 Grad Celsius.
In den U-Bahn-Zügen dann wiederum etwa 15, was dann angenehm ist, beim
Aussteigen dann aber die 40 Grad sehr in Szene setzt. Die Beschilderung ist unterirdisch
genauso unterirdisch wie oberirdisch. Zwar gibt es Schilder, die sind aber so
komisch gesetzt, dass ich schon zweimal den falschen Weg eingeschlagen habe. Da
ich mich aber mit einer Unlimited Karte ausgestattet habe, kann ich in den
nächsten Tagen noch üben.
Ich ende mit einem Zitat, das ich
auf der Straße aufgeschnappt habe und vielleicht Teile des New Yorker
Lebensstiles gut widerspiegelt. Ein Mann, wohl auf die Frage, wie es einem
Kumpel geht: „Oh, he’s fine; he is smoking a lot of weed.“
Die besten Grüße in alle Welt.
Wie schön, von dir zu hören! Keine schlechte Sache der Stundenlohn:) Wie lange bleibst du ncoh in New York? ps: der in der Mitte mit dem weißen T-Shirt und dem schwarzen Band, das aussieht wie eine Verbindungsschärpe!
AntwortenLöschenmaaaaaaaan, hast du ein Glück Timo! Ich hätts alles gleich vershoppt oder in USA-Binnenflüge investiert.
AntwortenLöschenKlingt alles super toll :)
Das ist auch der Plan:)
AntwortenLöschenJulia hat 100 Punkte!